MARINE-FUSION: WIR BRAUCHEN KEIN NEUES FLOTTENBAUPROGRAMM
: U-Boote gegen Bin Ladens Flugzeugträger

Schiffbau ist ein schwieriges Geschäft. In vielen Geschäftszweigen sind die europäischen Werften längst von den asiatischen Konzernen in Korea, Japan und China abgehängt worden. Schiffbau ist hierzulande eine Problemindustrie, sieht man einmal vom Bau hochkomplexer Musikdampfer ab, die als schwimmende Superhotels über die Weltmeere schippern.

Wenn nun der ThyssenKrupp-Konzern trotzdem die HDW-Gruppe von den bisherigen Eigentümern, den US-Finanzjongleuren von der One Equity Group, nach Deutschland zurückkaufen will, dann nur aus einem einzigen Grund: Die Bundesmarine stellt genügend Aufträge für Kriegsschiffe in Aussicht, damit der Werftenverbund profitabel arbeiten kann. Vorzeigeprodukt von HDW ist ein U-Boot, das dank einer neu konstruierten Brennstoffzelle nahezu ebenso lang und ebenso geräuschlos wie ein Atom-U-Boot tauchen kann. Diese Technologie soll in deutschem Besitz bleiben.

Wofür aber braucht die Bundeswehr eine nationale Werft für Kriegsschiffe? Rechnet man im Verteidigungsministerium damit, dass sich Ussama Bin Laden demnächst einen Flugzeugträger zulegen wird? Will man für eine zukünftige Kanonenbootpolitik jetzt die entsprechenden Schiffe bauen? Für ein Land, das angeblich allen imperialen Gelüsten abgeschworen hat, sind sämtliche Kriegsschiffklassen oberhalb der Küstenwache überflüssig. Kombiniert man erst einmal die Kapazitäten, dann müssen sie natürlich auch genutzt werden. War es nicht Hessens Ministerpräsident Roland Koch, der vor zwei Jahren von seiner Korruptionsaffäre mit dem Vorschlag abzulenken versuchte, Deutschland sollte wie Frankreich und Großbritannien einen eigenen Flugzeugträger bauen, um an einer solchen nationalen Aufgabe aus der Krise zu wachsen? Steht uns, wenn Koch seine Konkurrentin Angela Merkel aus dem Weg räumen könnte, um selber Kanzler zu werden, ein wilhelminisches Flottenbauprogramm als Antwort auf die Bedrohungslage des 21. Jahrhunderts ins Haus? Es muss eine sinnvollere und billigere Lösung geben, um die verbliebenen 9.300 deutschen Werftarbeiter vor der Arbeitslosigkeit zu retten.

JÜRGEN GOTTSCHLICH