Avanti dilettanti

Neumann fordert vom Justizsenator rasche Aufklärung des Lauschangriffs. Eckhoff hatte Wanze im Lichtschalter

taz ■ Von höchster Stelle hat CDU-Chef Bernd Neumann gestern eine schnelle Aufkärung der Abhöraffäre in der Parteizentrale am Wall gefordert. „Ich erwarte vom Justizsenator Henning Scherf, dass so schnell wie möglich alles getan wird, um die Sache aufzuklären – ohne Rücksicht auf irgendjemanden“.

Gleichzeitig wies er Vorwürfe der Illustrierten Focus zurück, er habe zu lange auf eigene Faust gehandelt und sei – indem er zunächst einen Privatdetektiv engagiert hatte – dilettantisch vorgegangen. „Was im Focus steht, ist Blödsinn“, so Neumann. „Wenn irgendeiner kommt und vage Andeutungen macht, kann man nicht gleich den Staatsapparat in Gang setzen“. Es kämen „viele Leute“ in das CDU-Haus am Wall – „und viele spinnen“.

Der Focus berichtet in seiner jüngsten Ausgabe unter der Schlagzeile „Dilettanten jagen Profis“, dass „im Bremer Wanzen-Krimi“ Neumann ins Zwielicht gerate. Statt die Polizei über den Hinweis des blinden Amateurfunkers zu informieren, habe Neumann „stümperhaft“ und in einem „dilettantischen Alleingang“ die „Ermittlungen selbst in die Hand genommen“. Neumann betont dagegen, dass „alles seinen ordentlichen Gang genommen“ habe. Nach dem Auffinden der Steckdosen-Wanze habe er sich unverzüglich „mit den zuständigen Behörden“ in Verbindung gesetzt – also mit dem Verfassungsschutz.

Die bei Fraktionschef Jens Eckhoff gefundene Lauschapparatur sei übrigens nicht in einer Steckdose, sondern „in einem Lichtschalter“ versteckt gewesen, teilte Neumann mit. „Es handelte sich um ein ähnliches Modell, aber um eine andere Frequenz.“

Die Sache sei „äußerst unangenehm“, räumte Neumann ein. Er habe aber nach wie vor keinen konkreten Verdacht, wer den Lauschangriff veranlasst haben könnte. „Und im Besitz von Staatsgeheimnissen bin ich ja auch nicht“, so Neumann. jox