Drohgebärden und Rücktrittsforderungen

Nach Bedrohung durch Musik-Video: Rap-Gruppen veröffentlichen Adresse von Taz-Nord-Redakteur im Internet. CDU-Jugendpolitiker fordert unterdessen Rücktritt des SPD-Bezirksabgeordneten Klaus Lübke

Der Konflikt spitzt sich zu: Nachdem der selbst ernannte Gangsta-Rapper „Faro“, alias Mario Kroß, vergangene Woche ein Musikvideo im Internet veröffentlichte, in dem er unseren Redakteur Marco Carini nicht nur als „Hurensohn“ und „Hackfresse“ bezeichnet, sondern auch unterschwellig droht: „Wenn ich will, Marco, hab ich deine Adresse“. Nun folgen den Worten Taten. Auf mindestens acht Blogs, Homepages und anderen Auftritten von verschiedenen der Veddeler Gangsta-Rap-Szene zugehörigen Personen ist die Adresse unseres Mitarbeiters aufgetaucht.

Taz-Nord-Redaktionsleiter Jan Kahlcke bewertet diese Entwicklung „als inakzeptable Drohgebärde, die die Persönlichkeitsrechte eklatant verletzt“. Die taz behalte sich rechtliche Schritte vor. Vorausgegangen waren mehrere Berichte der taz über gewaltverherrlichende und sexistische Videos, die Faro als ehemaliger aus Steuergeldern bezahlter Mitarbeiter des Hauses der Jugend Veddel zusammen mit Besuchern der Jugendeinrichtung produziert und ins Internet gestellt hatte.

Immer mehr in den Fokus der Kritik gerät dabei auch der SPD-Abgeordnete der Bezirksversammlung Mitte, Klaus Lübke. Der Sozialdemokrat hatte nicht nur die Arbeit Faros verteidigt, sondern auch Marco Carini in seinem Blog angegriffen und als „Schreibtischtäter“ verunglimpft. Zwar entschuldigte sich Lübke inzwischen für seinen Missgriff, die CDU-Mitte aber vermisst vor allem „jede Distanzierung von den Gewalt-Texten“ die am Haus der Jugend entstanden seien. Der jugendpolitische Sprecher der CDU-Mitte, Peter Herkenrath, fordert deshalb den Rücktritt Lübkes als Abgeordneter. Aufgrund seiner „fehlenden Distanzierung“ sei Lübke „untragbar“ geworden. TAZ

Das Medienmagazin Zapp berichtet heute (N3, 23:00 Uhr) über die Drohvideos des Veddeler Gangsta-Rappers