Ideen statt Geld

Der Unterschied liegt im Stil: Auch Kultursenatorin Karin von Welck wird Finanzlöcher nicht stopfen können

Liegt es nun am Gelde oder nicht? Reicht es, das Bestehende sichtbar zu machen und allüberall zu verkünden, was Hamburg kulturell zu bieten hat? Oder ist dies ein Rückzugsgefecht angesichts der Tatsache, dass der Kulturetat nach der Steuerschätzung eher noch schrumpfen wird? Und ist ein Kulturbegriff, der im Wesentlichen auf dem Erhalt des Status Quo basiert – die hohe Quote kulturbehördlicher Baumaßnahmen inbegriffen –, geeignet, Neues zu initiieren?

Kultursenatorin Karin von Welck sagt: Ja, dies ist eine Stadt, in der man viel gestalten kann, in der eher Ideen als Geld gefragt sind – so der Tenor bei ihrer ersten offiziellen Präsentation vor Journalisten. Doch was konkret zu gestalten sei, erfuhr man nicht am gestrigen Nachmittag, und auch das Balkenhol-Pärchen auf dem Sideboard schwieg stoisch zu solchen Fragen. Bürgerschafliches Engagement wurde da bemüht, als sei dies eine brandaktuelle Erfindung; voll Sorge sah man schon den Horáková‘schen Irrglauben auferstehen, sämtliche noch nicht mäzenatisch engagierten Kaufleute suchten geradezu hilflos nach Chancen, Kultur zu finanzieren.

Doch andererseits ist solche Fundraising-Offensive vielleicht nicht nötig, denn eigentlich findet Karin von Welck den Hamburger Kulturetat in Ordnung, „und dass es immer nicht reicht, gehört dazu“. Letzteres mag stimmen, aber abgesehen davon, dass bescheidene Hinnahme des Bestehenden noch nie Veränderung zeitigte, gehört zu einer solidarischen Kulturszene, der sich auch die Behörde zurechnet, eine kräftige Portion Kämpfertum für das eigene Ressort: damit einem kompromisslos pokernde Senatorenkollegen nicht den letzten Cent aus der Tasche ziehen und dies mit dem Argument allseits nötigen Sparens bemänteln.

Und auch wenn man einwenden könnte, dass die von Welck‘sche atmosphärische Verbesserung schon eine ganze Menge ist, ahnt man doch: Das reicht wohl nicht. Wichtig wären konzeptionelle Ideen über Konsolidierung und Standortsicherung hinaus. Doch so genau man auch hinhören mochte: Zu erlauschen war nichts dergleichen an jenem sonnigen Dienstag mit den violettweißen Orchideen vor dem Fenster. Petra Schellen