PHC robbt im Netz

Schleswig-Holsteins CDU-Spitzenkandidat Peter Harry Carstensen ersteigert ein Robbenbaby und darf es taufen

Kiel taz ■ Peter Harry Carstensen ist ein gebeutelter Mann. Zwar ist Carstensen CDU-Spitzenkandidat für die kommende Landtagswahl, so leicht aber ist sein Politikerleben nicht. Zuerst weigerte sich der Nord-CDU-Vorsitzende, Frauen „aus optischen Gründen“ auf die Wahlliste zu setzen, dann stiegen ihm eben jene Frauen aufs Dach und schafften es beinahe das Quorum, nach dem jeder dritte Listenplatz mit einer Frau besetzt werden sollte, noch durchzusetzen.

Bei solchen Querelen ist es nur verständlich, dass Carstensen auch mal abschalten muss. Das tut er offensichtlich vor dem Computer. Laut einer gestern verschickten Pressemitteilung der Schleswig-Holsteinischen CDU nämlich ist Carstensen „passionierter ebay-Spezialist“. Auf den Seiten des Online-Auktionshauses ist Carstensen unter dem Pseudonym „pehace“ unterwegs und es scheint, er ist ein gefürchteter Bieter.

„Sieg für Peter Harry Carstensen“, vermeldet nämlich die Pressemitteilung – was aber noch nicht als Vorgriff auf die Wahlen zu verstehen ist. Nein, der CDU-Mann hat für genau 505,01 Euro das Recht ersteigert, einem „der ersten namenlosen Seehundjungen, die in diesem Jahr an Schleswig-Holsteins Küsten gespült werden“, einen Namen zu verpassen.

Irgendein Robbenbaby wird demnach in naher Zukunft nach Carstensens Enkelkindern entweder „Lasse“ oder „Gesche“ getauft. Welcher Name es wird, hängt davon ab, wer nun zuerst angespült wird – ein männliches oder ein weibliches Robbenbaby.

Egal wie: Die ganze Aktion hat natürlich auch ein gutes Ende, denn der Auktionserlös kommt der Seehundstation in Friedrichskoog zugute. Dort wird Carstensen sein ersteigertes Recht auf Taufe des Seehund-Nachwuchses im Rahmen einer „gemeinsamen Aktion“ mit den Robbenschützern wahrnehmen. Und irgendwann im Sommer schwimmt dann vielleicht Lasse, der Heuler, durch die Nordsee. Oder Gesche robbt am Strand entlang. Was will man mehr? TIMM SCHRÖDER