Premierministeramt: Gandhi will nicht

Indische Wahlsiegerin verzichtet und beruft sich auf ihre „innere Stimme“

NEU-DELHI dpa ■ Sonia Gandhi wird völlig überraschend doch nicht nächste Ministerpräsidentin Indiens. Fünf Tage nach dem Sieg ihrer Kongresspartei bei der Parlamentswahl sagte sie gestern in Delhi, sie folge mit der Entscheidung ihrer inneren Stimme: „Ich muss diesen Posten demütig ablehnen.“

Die Kongresspartei-Abgeordneten wollten noch nach Redaktionsschluss einen Nachfolger wählen. Als möglicher Kandidat wurde der frühere Finanzminister Manmohan Singh gehandelt. Gandhi erklärte, es sei nie ihr Ziel gewesen, indische Ministerpräsidentin zu werden. Kongressvertreter und Bündnispartner versuchten bis kurz vor Gandhis Ansprache, sie zur Übernahme des Amtes zu bewegen. Vor ihrer Residenz versammelten sich hunderte Anhänger, die gegen Gandhis Entscheidung protestierten. Unter den entsetzten Abgeordneten kam es zu tumultartigen Szenen. Gandhi musste ihre Ansprache zwischenzeitlich unterbrechen.

Hindu-Nationalisten hatten landesweite Kampagnen gegen Gandhi gestartet. Die Abgeordneten der hindu-nationalistischen BJP des scheidenden Ministerpräsidenten Vajpayee hatten angekündigt, die Vereidigung Gandhis zu boykottieren.