: Schwule und Lesben in den Keller
Bevor die Schwulen und Lesben in Siegen eine neue Heimat kriegen, müssen sie erst mal Hand anlegen – danach dürfen sie dann in ein feuchtes Brückengewölbe einziehen
SIEGEN taz ■ Siegens Politiker sind gemütliche Menschen. Entscheidungen schieben sie gerne mal auf die lange Bank, insbesondere dann, wenn die Anliegen in ihren Augen wenig Brisanz aufweisen. Da aber bald Wahlen sind, muss um jede Stimme gekämpft werden. Vielleicht liegt es daran, dass sich die schwarze Stadtspitze nun, nachdem sie die Schwulen und Lesben lange vertröstet hatte, doch noch um die Zukunft des Schwulenbegegnungs-Zentrums (SBZ) und des Volkseigenen Betriebes (VEB) kümmert.
Unlängst wurde bekannt, dass das SBZ, wenn es im Herbst sein Domizil wegen eines Kreisverkehr-Neubaus räumen muss (wir berichteten), voraussichtlich in ein altes Feuerwehr-Gerätehaus vor den Toren der Stadt ziehen darf. Am Ziel ist die etablierte Institution damit aber noch lange nicht. Die SBZ-Verantwortlichen dürfen im Feuerwehrhaus offenbar nur dann mietfrei arbeiten, wenn sie sich finanzkräftig am Umbau eines feuchten, extrem baufälligen Brückengewölbes neben dem Hauptbahnhof beteiligen. Dort soll das SBZ in etwa zwei Jahren einziehen, gemeinsam mit dem heute schon benachbarten soziokulturellen Zentrum VEB, das noch eine Zeitlang am aktuellen Standort verweilen darf. Dennoch: Die Entscheidung ist noch nicht in trockenen Tüchern. „Es gibt bislang keine politischen Beschlüsse“, sagt Steffen Mues zur taz. Auch rätselt der Kultur-Beigeordnete noch, wie die Renovierung letztlich finanziert werden soll. Mues erklärt lediglich, die Stadt rechne mit einer „äußerst hohen Eigenbeteiligung“ der soziokulturellen Zentren. Andreas Zimmer vom SBZ schätzt die Summe, die für die Renovierung der einstigen Autowerkstatt aufgebracht werden muss, auf 400.000 Euro – inklusive Erneuerung der maroden Fahrbahndecke darüber, damit der Verschlag trocknen kann. Welche Säckl dafür angezapft werden, weiß Zimmer nicht. Erst mal muss er die Renovierung des Feuerwehrhauses planen, das laut Mues ebenfalls bedürftig ist. Dann muss Zimmers Verein der Stadt ein Konzept vorlegen, das muss dann abgenickt werden, bis dann – Siegens Politiker sind gemütliche Menschen. BORIS R. ROSENKRANZ