ausstellung
: Geträumte Grüße vom Mars

Wer reich genug ist, kann sich eine Fahrkarte zur Internationalen Raumstation ISS kaufen. Der Mars ist noch nicht im Angebot. Einen kleinen Ersatz bietet da ein Besuch im Kölnischen Kunstverein: Auf 40 x 10 Metern hat der slowakische Künstler Roman Ondák aus rotem Tennisplatzsand und Lavagestein ein Stück Marsoberfläche nachgebaut.

Nun ist das Kunst und kein Legoland, also nicht nur Unterhaltung zum Wohlfühlen. Ondák lädt den Besucher ein, über Raum und Zeit nachzudenken, über er- und geträumte Bilder, über Illusion und Realität. Denn die Wirklichkeit des Mars kennen wir nur von Bildern, der Kunstraum aber ist Wirklichkeit – aber auch nur eine künstliche Wirklichkeit zwischen der realen Stille im verwilderten Park des benachbarten Amerikahauses einerseits und dem gepflegten Rasen vor der hektisch-belebten Hahnenstraße auf der anderen Seite. Ondák bewegt sich in der Tradition der Konzeptkünstler der 80er Jahre, die Ausschnitte des Alltags wie Geschäfte oder Schulen zu Kunst erklärten. Doch während diese sich inzwischen in Sozialarbeit verirrt haben, bleibt Ondák bei der Kunst und eröffnet bei Naturlicht wunderbar poetische Momente.

Ein anderes Thema des 38-Jährigen ist das „Schlangestehen“, das er nicht nur zu sozialistischen Zeiten erlebte. Auch hier faszinieren Ondák surreale Momente der Zeit- und Raumverschiebung, die Frage von bewegtem Stillstand oder ruhender Bewegung. Das gilt für ihn besonders dann, wenn etwa auf Fotos nur ein Ausschnitt der Schlange zu sehen ist, nicht aber ihr Ziel und der Anlass. Bei einem Video, das eine Menschenschlange bei der Eröffnung der Kölner Ausstellung zeigt, sind solche Überlegungen noch nachvollziehbar.

Wenn Ondák aber Pressefotos von Menschenschlangen ausschneidet und in andere Zeitungen zu anderen Artikeln einklebt – dies wird in einer Endlos-Diaschleife präsentiert –, verhakt sich der deutsche Betrachter in Bedeutungsüberfrachtung und der für ihn unverständlichen – hier slowakischen – Sprache. Wie wichtig bei solchen medienkritischen Projekten die Verständlichkeit des Kontextes ist, haben andere Künstler vorgemacht.

JÜRGEN SCHÖN

Roman Ondák: „Spirit and Opportunity“: Kölnischer Kunstverein, Hahnenstr. 6, Di-So 13-19 Uhr, bis 27. Juni