Ein süddeutscher Space-Park

Der Raumfahrt-Vergnügungspark in Bremen steht knapp vor den Aus. Nicht so im Badischen: Dort wollen ein bayrischer Unternehmer und ein Scheich aus Dubai ein Space-Center der anderen Art errichten – ohne Achterbahn und ohne Steuermittel

von ARMIN SIMON

Vom jüngsten Bremer Raumfahrtexperiment kennt er bislang nur den Erfinder und die Prospekte. Nein, am „rein fun-orientierten“ Achterbahn-Hui in den Betonhallen auf dem AG Weser-Gelände in Bremen-Gröpelingen will sich der Pressesprecher des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) in Oberpfaffenhofen, Thomas Weyer, kein Beispiel nehmen. Mit 1,3 Millionen BesucherInnen pro Jahr haben die euphorischen Planer des kurz vor dem Aus stehenden Bremer Space-Centers kalkuliert – „das ist in Deutschland nicht leicht zu erreichen“, sagt Weyer.

Bei seinem eigenen Space-Center will er diesen Fehler nicht machen. Auf dem Gelände eines früheren kanadischen Militärflughafens im badischen Söllingen, unweit von Baden-Baden, plant Weyers Fünf-Mann-Firma Aerospace Plaza GmbH einen „Themenpark Luft- und Raumfahrt“. 30.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, ein Drittel mehr als die des Bremer Indoor-Freizeitparks: „Wir haben von Anfang an gesagt, wir müssen das hier in Deutschland kleiner aufziehen“, sagt Weyer. Er will beweisen, dass sich mit Raumfahrt auch ohne staatliche Beihilfen Geld verdienen lässt – wenn man es nur richtig aufzieht.

Die Bremer Star-Trek-Komparsen tappen auf einem Betriebskredit des Senats nach dem anderen durch die Leere des Alls, stets auf der Suche nach Publikum. Die benachbarte Shopping-Mall, welche die zahlenden Wesen einst anziehen sollte, steht mangels Mietern leer. Bei Weyers Projekt im Badischen gibt es kein Einkaufszentrum, sondern nur einen Flugplatz und ein Gewerbegebiet nebendran. „Der Themenpark muss selbsttragend sein“, lautet Weyers Losung.

Simulatoren, 3-D-Effekte, Wackelböden – das wird es auch im badischen Söllingen geben. Von Andockmanövern an virtuelle Raumstationen und Lenkversuchen mit Schubdüsen in der Schwerelosigkeit schwärmt Weyer. „Aber immer mit realistischem Hintergrund.“ Dafür werde er „sicherlich auf die Kompetenz von Raumfahrtunternehmen zurückgreifen“, kündigt er an. Auch bei EADS will Weyer schon vorgefühlt haben. Die Rückmeldung sei „positiv“ gewesen, sagt er. Mathias Spude, Sprecher des Bremer Ablegers des Raumfahrtkonzerns, dagegen bremst: Man wisse zwar von Weyers Projekt, die wirtschaftliche Lage erlaube es EADS derzeit aber nicht, sich an „irgendwelchen raumfahrtbezogenen Freizeitparks“ zu beteiligen. Skepsis auch bei der grünen Opposition im Stuttgarter Landtag. „Wir wissen, dass das in Bremen nicht so gut läuft“, heißt es dort. Das jüngste Rettungsmanöver des Bremer Senats ist auch in Stuttgart Thema: „Wir haben da natürlich ein Auge drauf.“

An Achterbahnen im Dunkeln mit blinkenden Sternen indes, wie sie die Bremer Raumfahrt-Illusionisten mit Staatsgeld installiert haben, hat Weyer nach eigenen Angaben kein Interesse. „Ohne Raumfahrt ist unser heutiges Leben nicht vorstellbar“, lautet sein weniger abgehobenes Credo, das er den künftgen BesucherInnen seines Spaceparks hinter die Ohren schreiben will. 250.000 davon im Jahr würden ausreichen, um sein Raumfahrt-Projekt schwarze Zahlen schreiben zu lassen, hat Weyer errechnet – kein Problem, wenn, wie er hofft, die Schulklassen in Scharen strömen. „Es gibt fast kein Schulfach, wo es keine Anknüpfungspunkte gibt“, umreißt er seine künftige Marketing-Strategie.

Unzählige Millionen wie die Bremer Marsmännchen bekommt Weyer für sein Projekt im Badischen nicht in den Rachen geschoben. Ganz ohne staatliche Unterstützung landet allerdings auch der Space-Park im Musterländle nicht. Von günstigen Bodenpreisen und einer Finanzierungshilfe der Landesbank ist die Rede. Vor allem aber soll sich der baden-württembergische Wirtschaftsminister Walter Döring (FDP) bei einem Investor für das Projekt verdingt haben. Von einem solchen Finanzier kann das Bremer Nichts auf Erden nur träumen: Es ist ein Scheich aus Dubai.