die anderen über den gasstreit zwischen russland und der ukraine
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Die linksliberale ungarische Tageszeitung Nepszabadsag (Budapest) schreibt: Die Atomlobbyisten glauben, dass jetzt ihre Stunde geschlagen habe. Diese Menschen messen Zeit und Geld anders als gewöhnliche Sterbliche. (…) An ihren Rechnungen fehlen aber einige Tatsachen. Dass zum Beispiel, vorsichtigen Schätzungen nach, die Tschernobyl-Katastrophe die Welt 140 Milliarden Dollar gekostet hat – so viel wie der Bau von 30 bis 40 Atomkraftwerken. (…) Wenn wir so rechnen, ist die Atomenergie nicht billiger und nicht zuverlässiger als Gas, Öl oder vielleicht Wind. Noch dazu stimmt es nicht – obwohl es in der letzten Woche oft behauptet wurde –, dass die Atomenergie die Abhängigkeit vom Ausland verringere: Die Slowakei und Bulgarien bekommen ihre Atombrennelemente aus Russland und schicken ihre gebrauchten Brennstäbe auch wieder dort hin. Dies bedeutet keine geringere Abhängigkeit als das Erdgas.

Die rechtsliberale rumänische Tageszeitung Evenimentul Zilei kommentiert: Russland hängt ebenso von Europa ab wie auch umgekehrt, denn Europa ist der Absatzmarkt für Erdgas. Ohne das Geld für die Gasrechnungen von den Europäern bekommt die russische Staatskasse große Probleme, sodass die kleinen Januar-Erpressungsspiele, an die wir uns offenbar gewöhnen müssen wie an Neujahrsgrüße, nur eine kurzfristige Taktik darstellen. Sie sind nur dann effizient, wenn die Welt hysterisch wird, das Moskauer Spiel mitspielt und alles in ein geopolitisches Problem verwandelt. (…) Freilich übt Moskau politischen Druck aus, um frühere Sowjetrepubliken zum Gehorsam zu zwingen, durch die Winteroffensive in der Ukraine und die Sommeroffensive in Georgien. Zugleich spielt Moskau nach dem Prinzip „divide et impera“ (teile und herrsche) und rechnet dabei mit der mangelnden Einigkeit in der EU.

Die Salzburger Nachrichten kritisieren: Wladimir Putin hinterlässt einen gewaltigen Flurschaden. Nicht wie eine selbst- und verantwortungsbewusste Weltmacht ging Russland mit der widerborstigen Ukraine um, sondern wie ein halbstarker Wirtshausraufer.