semesterticket
: Erst rechnen, dann wählen

Das Angebot der Verkehrsunternehmen hat es in sich: Nachdem das Semesterticket für den Herbst/Winter in letzter Minute gerettet wurde, soll es im nächsten Frühjahr einen kräftigen Preisaufschlag geben. Mehr als 20 Prozent teurer soll die Fahrkarte werden, mit der Studenten ein halbes Jahr lang mit Bussen und Bahnen fahren können. Dennoch hilft Aufregung nicht, sondern kühles Rechnen.

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Geht es nach dem Willen der Unternehmen, soll das neue Ticket zunächst 141 Euro kosten. So will etwa die BVG, von der finanzschwachen Stadt hoch subventioniert, ihre Einnahmen steigern. Für die Studenten macht das pro Monat 23,50 Euro – das wäre nur wenig teurer als die jüngst abgeschaffte Sozialkarte. Und deutlich billiger als das künftige „Sozialticket“, für das knapp 40 Euro im Gespräch sind.

Eines wird deutlich: Trotz Preiserhöhung ist das Ticket, das alle Studenten bezahlen müssen, immer noch ein gutes Angebot – für diejenigen, die es nutzen (selbst wenn sie längere Zeit nicht in der Stadt sind). Schließlich kostet eine normale Monatskarte mindestens 64 Euro, und ein Azubi zahlt 46,50 Euro.

Problematisch wird es für Studenten, die hauptsächlich zu Fuß, mit Fahrrad oder Auto in der Stadt unterwegs sind. Sie brauchen das Ticket nicht oder nur selten – müssen aber zahlen. Nur ist das genau die Idee des Semestertickets, das eine Art Mini-Sozialismus im Nahverkehr darstellt: Alle müssen – relativ gesehen – wenig zahlen, und die meisten, aber nicht alle profitieren davon.

Diese vor allem verkehrspolitisch vernünftige Idee wird auch durch die Preiserhöhung nicht falsch – und sollte weiter umgesetzt werden. Die Studenten haben nun, ganz demokratisch, die Wahl. Die Empfehlung: Erst rechnen, dann voten!