gentechnische innovation
: Transgene Grabsteine

Neue Medikamente und Therapien, gesündere und billigere Lebensmittel, wichtige Erkenntnisse über bisher unheilbare Erkrankungen – die Verheißungen der Gentech-Industrie sind vielfältig. Alles zum Nutzen der Menschheit, wie uns fast täglich versprochen wird. Dass einige Forscher auch vor den absurdesten Ideen nicht zurückschrecken, zeigen uns dieser Tage die Engländer. Dort am Royal College of Arts, in London, entstand das Projekt „Transgene Grabsteine“. Warum nur muss es immer ein toter kalter Stein sein, der an einen Verstorbenen erinnern soll?, fragten sich Georg Tremmel und Shiho Fukuhara vom Royal College. Als Alternative kreierten sie den „Gedenk-Apfelbaum“, der auch im eigenen Garten an den Verstorbenen erinnern kann. Die Idee: In das Genom des Apfelbaumes wird die komplette DNA des Verstorbenen eingeschleust, sodass in allen Teilen, im Stamm, in den Wurzeln und in den Blättern, ein Teil des Toten vorhanden ist. Selbst die Ableger würden noch die DNA des Toten enthalten. Die Idee der beiden Briten wurde bereits von einer Firma aufgegriffen. Sie gründete das Tochterunternehmen „Biopresence“, das demnächst die Produktion der transgenen Apfelbäume aufnehmen soll. Ein halbes Jahr soll es dauern, bis ein Baum geliefert werden kann. Zwar hat die Firma noch keinen Auftrag, aber der Preis steht schon fest: Rund 30.000 Euro soll der Gedenkbaum für den Garten kosten. Für Nichtgartenbesitzer könnte man ja auf einen transgenen Bonsai-Baum zurückgreifen. Das wär doch was, wenn die ganze Ahnenreihe auf der Fensterbank vereint wäre. WOLFGANG LÖHR