Wochenübersicht: Kunst
: Meike Jansen schaut sich in den Berliner Galerien um

ifa-Galerie, getting Closer, Di–So 14–19, bis 3. 8. Linienstr. 139–140, Tel. 22 67 96 16Kunstraum Kreuzberg im Bethanien, s-m-p, Di–So 12–19, bis 10. 8. Mariannenplatz 2, Tel. 25 88 41 51

Will man auch dem nationalistischen Geklapper aus dem Weg gehen, macht es trotzdem hin und wieder Sinn, einen Blick auf die künstlerischen Positionen einer bestimmten Region zu werfen. Die ifa-Galerie etwa, die zurzeit ihre Reihe „Nationalität | Identität“, mit „Getting Closer, Vier Armenier suchen einen Ausweg“ fortsetzt. Fast 12 Jahre nach der Trennung von der Sowjetunion verdeutlichen die ausgewählten Arbeiten von Karine Matsakian beispielhaft eine Entwicklung in ihrer Generation. 1959 geboren, beschäftigte sie sich nach der Öffnung gen Westen zunächst mit dem neuen Konsumdenken und den spielerischen Energien der Pop-Art. Die Videoinstallation „Zwölf Hemden“ weist dagegen auf eine Umorientierung hin. Ein Dutzend weißer Hemden aus gazeähnlichem Stoff hängt im hinteren Raum von der Decke. Darauf wird ein Film projiziert, in dem sich Matsakian langsam ein solches Hemd an- und wieder auszieht. Der leichte Stoff der im Raum hängenden Bekleidung bricht das Licht in malerischer, ja poetischer Weise. Das Antlitz der Frau scheint sich so in den männlichen Attributen zu verlieren. Oder gewinnt sie, deren nackte Haut nur manchmal unter dem Schleier schimmert, sogar an Anmut?Ein ganz anderer Ansatz wurde im Kunstraum im Bethanien umgesetzt. Hier präsentieren sich KünstlerInnen der ProduzentInnengalerie s-m-p aus Marseille. Die Galerie will vor allem die freie Kunstszene Südfrankreichs mit Institutionen aus aller Welt verknüpfen. Und so zeigen 14 KünstlerInnen hier eine spannende Bandbreite an Aktionen und Kompositionen. Bertrand/Berrengers Konzert für 4 Neonröhren etwa ist so kalt und zugleich so lebendig in seinem improvisatorischen Ansatz, dass es einem das Herz brechen mag. Begegnungen, die sich hoffentlich für alle Beteiligten lohnen.