Freihandel mit Protest

Demonstrationen gegen ab 2005 geplante Handelszone zwischen Kolumbien, Ecuador, Peru und den USA

PORTO ALEGRE taz ■ Unter Protesten der Bevölkerung haben Kolumbien, Ecuador, Peru und die USA im kolumbianischen Cartagena die Verhandlungen zur Schaffung einer Freihandelszone aufgenommen. Allein in den kolumbianischen Städten Bogotá, Cali, Cartagena und Barrancabermeja demonstrierten in dieser Woche über 150.000 Menschen gegen das Projekt.

Die Verhandlungen würden „hinter dem Rücken der Bevölkerung“ geführt, sagte der kolumbianische Abgeordnete Wilson Borja in Cartagena. Hunderte von kleinen und mittelständischen Unternehmen stünden vor dem Aus. In Lima forderte sein peruanischer Kollege Michael Martínez, über die Freihandelszone müsse eine Volksabstimmung stattfinden. Die Kleinbauern, die unter dem Abkommen vor allem zu leiden hätten, seien von den Verhandlungen ausgeschlossen, kritisierte Martínez.

Dagegen bezeichnete der kolumbianische Präsident Álvaro Uribe die Freihandelszone in seiner Eröffnungsrede als „echte Allianz für den Fortschritt“. Das zu erwartende Wachstum der Privatwirtschaft werde dazu beitragen, Ungerechtigkeit und Elend zu überwinden, sagte Uribe. Die Stärke des landwirtschaftlichen Sektors sei eine „Garantie für die endgültige Zerstörung“ des Drogenhandels und des dadurch finanzierten „Terrorismus“. Das Freihandelsabkommen mit den USA werde Waren aus der Andenregion dauerhaft die Tore des „größten Marktes der Welt“ öffnen, so Uribe.

Über 200 Regierungsbeamte aus den USA, Kolumbien, Ecuador und Peru sollen das Abkommen in acht Treffen bis Februar 2005 aushandeln. Angesichts des Stillstands bei den Verhandlungen über die gesamtamerikanische Freihandelszone FTAA hatte Washington auf regionale Abkommen gesetzt. Die FTAA kommt nicht voran, weil Argentinien, Brasilien und Venezuela einen teilweisen Abbau der US-Agrarsubventionen verlangen.

GERHARD DILGER