„Wir werden das Leid anerkennen“

Aber ob einst misshandelte Heimkinder Entschädigungen erhalten, ist unklar, sagt Bremens Jugendsenatorin

INGELORE ROSENKÖTTER, 55, ist SPD-Jugendsenatorin in Bremen und seit 1. Januar Vorsitzende der Jugend- und Familienministerkonferenz.

taz: Frau Rosenkötter, Familienministerin von der Leyen schließt die Einrichtung eines Nationalen Entschädigungsfonds für in der Nachkriegszeit misshandelte Heimkinder aus. Dabei ist der runde Tisch zu diesem Thema noch gar nicht zusammengetreten. Ist die Diskussionsrunde noch sinnvoll?

Ingelore Rosenkötter: An dem runden Tisch sollen unterschiedliche Vertreterinnen und Vertreter teilnehmen, unter anderem auch zwei Ländervertreter. Bislang gibt es keine einheitliche Haltung zu der Frage nach möglichen Entschädigungszahlungen. Ich gehe aber davon aus, dass die Ländervertreter mit einer offenen Haltung an diesen runden Tisch herangehen werden. Schließlich geht es im Wesentlichen darum, das Leid, welches ehemalige Heimkinder erfahren haben, anzuerkennen. An diesem runden Tisch wollen wir mit den Menschen ins Gespräch kommen. Am Ende des Tages wird man sehen, was möglich und was nötig ist.

Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge soll die Organisation des runden Tisches übernehmen. Dabei handelt es sich um den Dachverband der katholischen Täterorganisationen, der zudem auch noch eine zweifelhafte NS-Vergangenheit hat. Ist eine ergebnisoffene Diskussion unter der Leitung dieses Vereins möglich?

Die Vergangenheit des Vereins will ich nicht bewerten. Es geht darum, eine Geschäftsstelle einzurichten, deren Aufgabe sein wird, die verschiedenen Arbeiten des runden Tisches zusammenzutragen und Termine zu koordinieren. Sie soll keine inhaltliche Arbeit leisten. Für mich ist noch nicht spruchreif, welcher Verband diese Aufgabe übernehmen wird. Da kann ich mir durchaus auch andere Organisationen wie zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft der Kinder- und Jugendhilfe vorstellen, oder auch die beiden Vereine, die das ursprüngliche Konzept des runden Tisches erarbeitet haben.

An dem runden Tisch sollen nur zwei ehemalige Heimkinder als Vertreter der Opferseite teilnehmen dürfen. Werden die Betroffenen angesichts dieses Übergewichts der Täterorganisationen, der Politik und der Wissenschaft in der Diskussion nicht marginalisiert?

Die endgültige Zusammensetzung des runden Tisches steht noch nicht fest. Letztlich wird die Anzahl der Teilnehmer der verschiedenen Parteien jedoch nicht über das Ergebnis der Verhandlungen entscheiden.

Wann tritt der runde Tisch zum ersten Mal zusammen?

Bislang steht noch kein konkreter Termin fest. Da sind wir noch in der Abstimmungsphase.

INTERVIEW: MARLENE HALSER