Schlichte, schlecht bezahlte Polizisten

KÖLN dpa/taz ■ In Köln sind immer mehr „echte“ Polizeibeamte als Fernsehkommissare aktiv. Wie die taz-Autoren Pascal Beucker und Frank Überall in ihrem aktuellen Sachbuch „Die Beamtenrepublik“ berichten, lässt sich die Kölner Polizei jedes Drehbuch zuvor zur Genehmigung vorlegen. In Köln werden besonders viele Kriminalfilme gedreht. Die schauspielernden Polizisten würden ihren prominenten Kollegen zum Beispiel beim ARD-Tatort „beim Kölsch nach einem langen Drehtag Tipps geben – zum Beispiel, was den tatsächlichen Ablauf einer realistischen Festnahme angeht oder wie der Ton und Umgang unter den Beamten aussehen“.

Pro Drehtag erhielten die Polizisten meist ein Honorar von 60 Euro. Im Kölner Polizeipräsidium habe man ausgerechnet, so Beucker und Überall, dass rund 7,5 Prozent der über 3.600 Polizisten einen Nebenjob haben. Die Tätigkeit als uniformierter Komparse übe auf die teilnehmenden Polizisten eine besondere Faszination aus, heißt es aus der Behörde. Neben Fernseh- und Kino-Karrieren hätten die Beamten aber auch ganz profane Verdienstquellen nach Feierabend für sich erschlossen. Meist seien es einfache Aushilfstätigkeiten als Hausmeister, Gärtner, Verkäufer oder Versicherungsvertreter. Andere Beamte der Kölner Polizei gäben Nachhilfe oder stünden als Bedienung im Sonnenstudio, lesen Heizungsröhrchen ab oder schreiben Artikel für Fachzeitschriften.

Solche Nebentätigkeiten müssen grundsätzlich genehmigt werden. Das heißt, die Vorgesetzten können sie in besonderen Ausnahmefällen auch verbieten. Meist verboten sind Jobs als Taxifahrer, Detektiv, Türsteher, Geldbote oder Kellner am Arbeits- oder Wohnort. Er darf eben keine Kollision zwischen dienstlichen und privaten Interessen geben. Von der Polizeigewerkschaft kommt unterdessen Kritik, dass vor allem junge Beamte mit Familien überhaupt Nebenjobs nötig hätten – da stimme beim Besoldungssystem etwas nicht.

SEBASTIAN SEDLMAYR