Tod einer Oase
:

Mit Picknickdecken und Sixpacks unterm Arm richten sich die Anwohner aus Schanze, Pauli und Eimsbüttel alljährlich die grüne Wiese zu Füßen des Wasserturms als Kinosaal ein. Im Rund unter den hohen Bäumen summt es dann von Stimmen, Kinder und Hunde laufen durcheinander, ein paar Hobbymusiker packen ihre Bongos aus und verkürzen das Warten auf die Lieblingsfilme. Wer das einmal erlebt hat, den zieht es immer wieder her: Den Blick in den Sternenhimmel gerichtet, vielleicht die Liebste im Arm – so mancher verzeiht in diesen Augenblicken dem langen, nassen Winter, und Hamburg ist wieder die schönste Stadt der Welt.

All das könnte bald Vergangenheit sein. Wenn es zum Ärgsten kommt, erleben wir dieses Jahr zum letzten Mal das bunte Programm im Park. Das Sommerkino erhält mit vorgezogenem Programm im Juni und Juli eine Gnadenfrist, weil die Bauherren der Luxusbettenburg im Wasserturm voraussichtlich erst Mitte August damit beginnen werden, die grüne Oase umzupflügen. Aber die ersten Bäume sind bereits gerodet. Nicht nur die Zukunft des Freiluftkinos ist dann ungewiss, auch andere Veranstaltungen und die tägliche grüne Erholung sind in Gefahr.

Ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Anwohner werden Nischen zerstört, die diese Stadt lebenswert machen. Und mit ihnen verschwinden auch die Happenings, die sich dort über Jahre entwickelt haben.

Zwar wird es Outdoor-Kinos an anderen Orten geben – das 3001-Kino plant zum Beispiel eine zweite Filmreihe im Millerntor-Stadion, auch im Innenhof des Altonaer Rathauses, auf der Wiese am Schwanenwik und natürlich auf dem Rathausmarkt kommen Kino- und Draußenliebhaber wieder auf ihre Kosten. Doch wenn das Sommerkino am Wasserturm stirbt, verliert das „Drei-Viertel-Eck“ zwischen St. Pauli, Altona und Eimsbüttel eine unersetzliche Attraktion. Jana-Axinja Paschen

Outdoor Cine im Schanzenpark, 17.6.–25.7.; Zeise Kinos Open Air im Innenhof des Rathauses Altona, 25.6.–29.8.; Freiluftkino Rathausmarkt, 17.–27.7., Kino am Fährstieg Wilhelmsburg, 29.7.–29.8.