Weniger Laub für gleich hungrige Fresser

Eichenwickler, Eichenprozessionsspinner, Frostspanner: Nach den Kastanien sind in diesem Jahr auch die Berliner Eichen Opfer von hübschen, aber gefräßigen Schädlingen. Abhilfe könnte leider nur ein feuchtkalter Sommer bringen

taz: Was sind diese Schädlinge eigentlich für Tiere?

Barbara Jäckel: Das sind verschiedene Schmetterlingsarten. Der Frostspanner frisst vor allem an den Knospen und auch nicht nur bei Eichen. Der Eichenwickler frisst richtig am Eichenblatt. Beim Eichenprozessionsspinner hoffen wir, dass er nicht in Massen auftritt. Die Raupen haben längere Haare und können Allergien auslösen. Man sollte sie nicht anfassen, obwohl sie sehr schön aussehen.

Welches sind die Ursachen für den starken Befall in diesem Jahr?

Die Ursachen sind physiologische Schäden: An den Eichen ist wenig Laub aufgrund der Witterung der letzten drei Jahre. Der Winter 2002/03 war sehr kalt und trocken, es gab starke Ostwinde und auch im letzten Jahr hatten wir starke Trockenheit. Die Eichen haben viele Früchte gebildet und sich sozusagen verausgabt. Als selbst auferlegten Schutz haben sie dieses Jahr nur etwa 40 Prozent der Knospen ausgetrieben. Die Schädlinge, die auch sonst da sind, stürzen sich nun auf die relativ wenigen Nahrungsquellen.

Gibt es Unterschiede im Befall zwischen Stadt- und Randgebieten?

Am Stadtrand, also in Nikolassee, Lichtenrade, Köpenick und auch in Brandenburg, ist das Problem besonders stark, was sich durch die Kälte bedingt. Im Stadtgebiet, wo es all die Jahre über ausgeglichener war, im Tiergarten beispielsweise, sind die Eichen wunderbar.

Was wird zur Bekämpfung unternommen?

Wir werden da gar nichts bekämpfen, weil die Schädlinge nicht die Hauptursache sind. Nach dem Wochenende werden wir mit dem Landesforstamt und der Landesforstanstalt in Eberswalde sprechen, wie man weiter vorgehen kann. Möglicherweise wird es noch weitere Untersuchungen zu den Ursachen geben. Zu hoffen ist, dass das Wetter gemäßigt bleibt und der Sommer eher bedeckt und feucht wird.

Ist die plötzliche Aufregung auch ein bisschen Panikmache?

Das sollte man nicht machen. Wir hoffen, dass es ein einmaliger Befall und kein Dauerzustand wird wie die Kastanienminiermotte.

Wie steht es in diesem Jahr um die Kastanien?

Die Motte entwickelt sich aufgrund der niedrigen Temperaturen gemäßigter, also unter dem Niveau der anderen beiden Jahre. Im Moment ist der Befall noch nicht so stark, wir haben ja auch verschiedene Versuche angelegt und hoffen, mittelfristig eine Lösung zu haben. INTERVIEW:
MARIA KLEINSCHMIDT