Kirchenersatz HVD

Im Osten Deutschlands hat die Kirche innerhalb von zwei Generationen viele Gläubige verloren. Diese religiösen Leerstellen sowohl im Osten als auch zunehmend im Westen will der 1993 gegründete Humanistische Verband Deutschlands (HVD) mit „humanistischen Werten“ füllen und bietet wie die Kirchen caritative und rituelle Dienstleistungen an.Der Humanistische Verband vertritt die Interessen der konfessionsfreien Menschen. Er hat seine Wurzeln in der deutschen Freidenkerbewegung und blickt auf eine lange Geschichte zurück. So entstand 1905 in Berlin der „Verein der Freidenker für Feuerbestattung“, der in Preußen die Feuerbestattung populär machte. Weil die Humanisten für freies Denken eintraten, wurden sie unter der NS-Diktatur verboten, verfolgt und enteignet. Erst mit Ende des Zweiten Weltkrieges konnten sie sich als Verband neu gründen.Die Kirchen werfen dem Verband vor, Mitglieder massiv anzuwerben, indem er Teilnehmer der Jugendfeiern automatisch in den Verband aufnimmt. Weiterer Kritikpunkt sind die Kosten einer Feier: 80 Euro plus Eintrittsgeld für den Veranstaltungsort, für den Friedrichstadtpalast etwa 12 Euro.Eine Gleichstellung mit den großen Kirchen konnte der Verband vor Gericht bisher noch nicht erwirken. In Berlin zählt der Humanistische Verband Deutschlands nach eigenen Angaben rund 3.500 Mitglieder. TAZ