DER RECHTE RAND
: Flugblätter für Deutsche

In Hamburg-Othmarschen blieb sich die NPD treu: Nicht jedem Passanten wurde ein Flugblatt gereicht. An dem Informationsstand, den der Landesverband um den Nazianwalt Jürgen Rieger aufgebaut hatte, gab es deutsche Flugblätter nur für vermeintlich deutsche Passanten.

Die NPD-Leute am Stand hatten sich für die Bürgeransprache im betuchten Othmarschen herausgeputzt – weniger fein gemacht standen auf der anderen Straßenseite weitere Kameraden um Jan Steffen Holthusen, um bei Protesten einzuschreiten.

Als Rieger 2007 die bürgerlicher auftretende Landeschefin Anja Zysk verdrängt hatte, kündigten die militant agierenden Kameradschaftskader an, ihn zu unterstützen. Mitglieder des verbotenen „Hamburger Sturms“ wie Holthusen übernahmen prompt Parteiämter.

Doch so sehr Rieger in der Bundespartei wegen seiner Radikalität unbeliebt ist, so sehr treibt er an der Elbe die Parteistrategie voran, soziale Themen in den Stadtteilen aufzugreifen. Kurz vor Weihnachten zogen Kameraden mit einem Weihnachtsmann durch die Fußgängerzone in Bergedorf und verteilten Tannenzweige und ein Gedicht: „Spekulanten aus der ganzen Welt bescheißen dich noch um dein letztes Geld. Lustig, lustig, tralalalala, Rettungspaket ist nur für Banken da.“

Der Hamburger Verband hat seit Jahren rund 140 Mitglieder, Abgänge konnten durch Neuzugänge abgefangen werden. „Durch die intensivierte Kooperation im Rahmen der ‚Volksfront von Rechts‘ konnte die NPD ihre Mitgliederzahl stabilisieren“, bestätigt Verfassungsschutzchef Heino Vahldieck.

In Othmarschen trat die NPD gegen „Hartz IV“, „Leiharbeit“ sowie „Überfremdung“ auf. Eine dem rechtsextremen Klischee entsprechende blonde Dame brachte die Kameraden allerdings in Verlegenheit. Das hingehaltene Blatt nahm sie, sah aber wenige Schritte später das Logo – und brachte das Papier zurück.