Das Revival der Dachantenne

Heute startet in NRW das Digitale Antennenfernsehen. Zunächst im Raum Köln/Bonn, im Herbst kommt dann auch das Ruhrgebiet in den Genuss, das Mehrwertfernsehen zu empfangen

VON ELMAR KOK

Von Viersen bis Bad Neuenahr-Ahrweiler und von Eschweiler bis Bergisch Gladbach – im Raum Köln/Bonn lassen sich ab heute über die Dachantenne 20 Fernsehprogramme in einer Qualität empfangen, die bisher dem digitalen Satellitenempfang und den Kabelzuschauern vorbehalten war. Das digitale Antennenfernsehen, genannt ‚Digital Video Broadcast-Terrestrial‘ (DVB-T), ist auch mobil und vor allem umsonst, in digitaler Qualität zu empfangen.

Lediglich eine Settop-Box für den Fernseher braucht der Zuschauer, um die Programme empfangen zu können – einige wenige sind mittlerweile im Handel ab 100 Euro zu kaufen. Joachim Bareis, Leiter des DVB-T-Projektbüros in Nordrhein-Westfalen, glaubt, dass viele die Dachantenne wieder nutzen werden. „Wir hatten eine Informationsveranstaltung, da war das Interesse enorm hoch“, sagt Bareis. Bei einer Telefonaktion mit Mieterverein und Verbraucherzentrale in Köln, sagt Bareis, „habe ich kaum eine Pause gehabt“.

Die neue Technik erlaubt den Programmanbietern zusätzlich zu Fernsehbild- und Ton weitere Mehrwertdienste anzubieten. So schicken die Sender ab heute den Electronic Program Guide (EPG), eine elektronische Fernsehprogrammzeitschrift, zu den Empfängern. Zudem werden Nachrichtendienste mitgeschickt. Beim Empfang des digitalen Westdeutschen Rundfunks soll es möglich sein, einen Nachrichtenticker im Bild mitlaufen zu lassen. „Bei Bedarf können sie dann mit einem Klick zu weiteren Informationen gelangen“, sagt Bareis. Die ARD will Satellitenbilder zur aktuellen Wetterlage auf Abruf bereit halten.

Die neue Technik soll im laufenden Betrieb billiger sein als das analog verbreitete Programm. Dennoch müssen die Sender, die das digitale Fernsehen betreiben, pro Jahr rund 650.000 Euro in Nordrhein-Westfalen bezahlen, um zu den Vorreitern zu gehören. Der nordrhein-westfälische Kabelnetzbetreiber ish – wenn das Kartellamt mitspielt, zukünftig eine Tochter von Kabel Deutschland – fürchtet das digitale Fernsehen über die Dachantenne nicht als Konkurrenz. „Wir sehen die Zukunft des digitalen Fernsehens in einer größeren Anzahl von Programmen“, sagt ish-Sprecherin Eva Krüger. In Zukunft wolle der Kölner Kabelnetzbetreiber mit einer eigenen Settop-Box und dafür produzierten Pay-TV-Angeboten Geld verdienen.

Womöglich liegt die Zukunft des digitalen terrestrischen Fernsehens auch eher in seiner Mobilität. Dann sollen Daten für Navigationssysteme und für multimediale Stadtführer in das Programmangebot einfließen. Die Inhalte sollen sich dann flächendeckend per Notebook abrufen lassen können.