Türken sollen Christen wählen

Die CDU will endlich auch für Türken und Türkinnen interessant werden und gründet eine spezielle Vereinigung für türkische Mitglieder. Gerade im Ruhrgebiet kann sie auf Wählerpotenzial hoffen

von ANNIKA JOERES

Die ChristdemokratInnen wollen nicht länger auf die türkische Wählerschaft verzichten: Wie der Spiegel in seiner heutigen Ausgabe mitteilt, wollen CDU/CSU eine Vereinigung speziell für türkische Mitglieder gründen. Organisator des neuen Bündnisses ist der Vorsitzende des Deutsch-Türkischen Forums (DFT) der CDU-Nordrhein-Westfalen, Bülent Arslan.

Schon im Juli sollen sich VertreterInnen aller christdemokratischen Landesverbände sowie der CSU zu einem ersten Sondierungsgespräch treffen, im Herbst soll das bundesweite Forum dann offiziell eröffnet werden. „Wir wollen die CDU zugänglicher machen für Türken in Deutschland“, sagt der DTF-Vorsitzende Arslan. Dieser Schritt tut kurz vor der Europawahl und den anstehenden Kommunal- und Landtagswahlen in NRW Not: Nach aktuellen Umfragen sympathisieren nur etwa zehn Prozent der wahlberechtigten TürkInnen mit den Konservativen, eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent hingegen will ihr Kreuz lieber bei den Sozialdemokraten machen.

Gerade im Ruhrgebiet könnte dieses neue Forum Gefallen finden. Hier sind mehr als zehn Prozent aller WählerInnen türkischer Herkunft, das liegt weit über dem Landesdurchschnitt. Bisher hat sich keine Partei um dieses große Wählerpotenzial besonders bemüht.

Um seine zukünftigen AnhängerInnen zu mehren, schwimmt der 29-jährige Arslan auch innerhalb der Partei gegen den Strom: Der Langenfelder hat sich für einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union ausgesprochen, die Beitrittsverhandlungen sollten sofort beginnen. Das östliche Land sei „Teil der europäischen Wertegemeinschaft“ und setze sich bewusst für Freiheit, Demokratie und Aufklärung ein. Die Spitzen von CDU und CSU lehnen hingegen eine Vollmitgliedschaft ab und wollen die Zusammenarbeit mit Ankara auf eine „privilegierte Partnerschaft“ beschränken.

Der Einfluss der neuen Vereinigung dürfte allerdings nicht allzu groß sein: Schon das DFT fand in Nordrhein-Westfalen kaum Gehör, dabei waren die Gründungsmitglieder von 1987 prominent: CDU-NRW-Chef Jürgen Rüttgers gehörte ebenso dazu wie der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm. Das Forum mit seinen knapp 300 Mitgliedern konnte an der grundsätzlichen Ablehnung eines EU-Beitritts der Türkei von Angela Merkel und Edmund Stoiber ebensowenig rütteln wie an der Ablehnung einer islamisch-theologischen Fakultät an deutschen Hochschulen.