„Ich bin ganz erfüllt“

Die Bremer SPD-Wahlfrau Tina Brinkmann über ihre Eindrücke von der Wahl des Bundespräsidenten

Bremen taz ■ Gestern um 13.52 Uhr war es so weit. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse verkündete im Berliner Reichtagsgebäude das Ergebnis: der konservative Kandidat Horst Köhler hatte 604 Stimmen erhalten, gerade mal eine einzige mehr als nötig. 589 Stimmen entfielen auf Gesine Schwan, die von Rot-Grün ins Rennen geschickt worden war. Eine davon stammte von Tina Brinkmann (29), Vorsitzende der Bremer Sportjugend und SPD-Mitglied. Die taz erreichte Brinkmann unmittelbar nach der Wahl am Handy.

taz: Frau Schwan hat es nicht geschafft. Wie groß ist die Enttäuschung?

Tina Brinkmann: Ich find’s schade, dass sie es nicht geworden ist. Aber wenn man ehrlich ist, war es vielleicht klar. Ich fand es wirklich überraschend, dass sie sogar noch einige Stimmen dazugewinnen konnte. Die hat Frau Schwan verdient, weil sie durch ihre Art bei vielen Bundesdelegierten sehr gut angekommen ist.

Wie haben Sie die Atmosphäre in so einer Bundesversammlung empfunden?

Superspannend. Ich bin auch immer noch ganz erfüllt, muss ich zugeben. Wir haben gleich noch einen Empfang von Wolfgang Thierse oben im Reichtagsgebäude. Da sind alle dabei, die Rang und Namen haben. Hier dabei sein zu dürfen ist eine große Ehre für mich.

Wie fühlt man sich denn, wenn man auf so einem schönen Stuhl im Bundestagsplenum Platz nehmen darf?

Das ist ein sehr eigenartiges, aber auch ein sehr positives Gefühl. Ich hab’s genossen. Die Nationalhymne nachher zu singen, in dem Rahmen, mit den ganzen Leuten, ist auch eine spannende Sache. Das hätt’ ich gar nicht gedacht, dass mir das so gut gefallen könnte.

Der gewählte neue Bundespräsident Horst Köhler hat unmittelbar nach seiner Wahl eine kurze Rede gehalten. Wie fanden Sie die?

Sie war vielleicht einen Tick zu lang, aber sonst fand ich sie ganz gut. Er hat versucht, alle in ein Boot zu kriegen, das hat er sehr gut gemacht, und das ist ja im Prinzip auch seine Aufgabe. Er ist auf viele Inhalte eingegangen ...

... zum Beispiel darauf, dass Deutschland ein „Land der Ideen“ werden solle.

Da sag’ ich nur: Da bin ich gespannt. Jetzt muss man halt abwarten ... Fragen: jox

Siehe auch Weltschmerz, Seite 23