Klaren Kopf einziehen

Ab heute darf Hamburgs SPD-Basis einen neuen Landesvorsitzenden wählen: Petersen oder Fleckenstein

Um 18 Uhr schlägt die Stunde der Motivatoren: „Es gibt keinen Grund, dass wir den Kopf einziehen“, meint Mathias Petersen. Auf die GenossInnen vor Ort zu hören, „schafft mehr ‚Wahrheit und Klarheit‘ als manche Kopfgeburt einsamer Spitzenfunktionäre“, glaubt Knut Fleckenstein. Hamburgs Sozialdemokratie ist auf der Suche nach sich selbst und einem neuen Parteivorsitzenden.

Die Fahndung per Urwahl durch die 12.800 SPD-Mitglieder beginnt heute mit zwei Anhörungen vor den Kreisverbänden Wandsbek und Eimsbüttel, auf denen die beiden Bewerber um den Chefposten sich der Basis präsentieren. Der 48-jährige Arzt und Bürgerschaftsabgeordnete Petersen und der drei Jahre ältere Fleckenstein, Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes, wollen die Nachfolge des in einem Monat aus dem Amt scheidenden Landesvorsitzenden Olaf Scholz antreten.

Mit weitgehend gleichleitender Argumentation werben die Rivalen für sich in persönlichen Schreiben an GenossInnen. Die Wahlniederlagen verarbeiten, die richtigen Lehren daraus ziehen, das Vertrauen der BürgerInnen wiedergewinnen, motivieren und integrieren, mit frischem Wind zurück in die Herzen der BürgerInnen – kaum eine wohlfeile Floskel lassen Fleckenstein und Petersen in ihren schriftlichen Bewerbungen aus.

Ausschlaggebend wird deshalb wohl der persönliche Eindruck sein, den die beiden Aspiranten bis zum 4. Juni in acht parteiinternen Vorstellungsrunden bei der Basis hinterlassen. Bis zum 6. Juni können die GenossInnen ihre Voten abgeben, die offizielle Kür erfolgt auf einem Landesparteitag am 19. Juni.

Dort wird einem von beiden schließlich die Stunde schlagen: Fleckenstein oder Petersen wird als neuer Kopf der Partei in die SPD-Zentrale im Kurt-Schumacher-Haus einziehen müssen.

sven-michael veit