Atomlobby strahlt in die Zukunft

Das „Deutsche Atomforum“ erklärt die Ausstiegspolitik der Bundesregierung bei Jahrestagung für gescheitert. Kernkraftgegner protestieren gegen die verantwortungslose Reise in die Vergangenheit

AUS DÜSSELDORF CHRISTIAN VATTER

Die Atomlobby macht in Zuversicht: Zum Auftakt der Jahrestagung des Deutschen Atomforums e.V. (DAtF) in Düsseldorf gab sich dessen Präsident, Walter Hohlefelder, optimistisch, was die zukünftige Nutzung von Kernenergie angeht. „Der Weg der Bundesregierung, mit dem Ausstieg aus der Kernenergie in Europa mit gutem Beispiel voran zu gehen, ist gescheitert.“ Dies zeigten die Neubauten von Atomkraftwerken in mehreren Ländern. Die Nutzung der Kernenergie bleibe damit weiterhin auf der politischen Tagesordnung. „Nichts ist unumkehrbar“ sagte Hohlefelder in Bezug auf den von der Bundesregierung vereinbarten Atomausstieg – und hält damit einen Wiedereinstieg unter einer neuen Bundesregierung für möglich.

Zeitgleich zeigte der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) auf der Düsseldorfer Königsallee Präsenz. „Die Atomindustrie fühlt sich in Nordrhein-Westfalen ganz wohl und wird von der Landesregierung gehätschelt und verwöhnt“, so Udo Buchholz, Vorstandsmitglied beim BBU. Zwar gebe es in NRW kein Atomkraftwerk zur Stromerzeugung des Landes. „Im westfälischen Gronau allerdings gibt es die bundesweit einzige Urananreicherungsanlage, die aufgerüstet werden soll, um verstärkt auch den internationalen Markt zu bedienen“, so Buchholz, „Die Landesregierung lehnt zwar halbherzig die Atommülltransporte von Rossendorf nach Ahaus ab, sieht aber tatenlos zu, wenn nach Gronau Uran transportiert wird.“

Zudem gebe es in Jülich ein Kernforschungszentrum, das ebenfalls international eine wichtige Rolle spiele und in Mühlheim an der Ruhr würden Castor-Behälter hergestellt. Der BBU kündigte an, den Protest zu verstärken.

Hohlefelder vom DAtF betonte dagegen zum Auftakt der Jahrestagung, AKW seien eine Möglichkeit, wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll Strom zu erzeugen. Es gebe auch keinen CO2-Ausstoß, der vergleichbar mit dem der Stromerzeugung durch fossile Brennstoffe sei. Gerade durch das Wiederaufkeimen dieser Argumente fürchtet Wolfgang Kühr, energiepolitischer Sprecher des BBU, einen Rückfall in alte Zeiten: Die Folgekosten die durch Endlagerungen entstehen, würden nicht mitberechnet. In Wiederaufbereitungsanlagen entstünde zudem hochgiftiges Plutonium. „Der Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung von 1999 kommt aus heutiger Sicht eher einer Garantie des Weiterbetriebs gleich.“