Fans bleiben draußen

Das Champion-League-Finale auf Fans findet ohne einheimische Besucher statt. Verteilungsschlüssel und Eintrittspreise vermiesen die Stimmung

Der teuerste Platz kostet schlappe 160 Euro – ähnlich viel wie eine Stehplatzdauerkarte in der Bundesliga

VON HOLGER PAULER

Das heutige Champions-League-Finale in der Arena Auf Schalke werden sich die Fußballfans aus dem Ruhrgebiet wohl nur im Fernsehen anschauen können. Vor Ort wurden offiziell keine Karten angeboten. Lediglich Schalker Vereinsmitglieder konnten sich am Dienstag mit einigen rückläufigen Karten eindecken. Kostenpunkt: 184 Euro. „Die Aufregung hielt sich aber in Grenzen“, sagt Stuart Dykes von der Schalker Faninitiative, „das Finale scheint zumindest die Masse nicht zu interessieren.“ Unmutsäußerungen zur Verteilung habe es trotzdem gegeben, sagte eine Sprecherin des FC Schalke.

Die Hälfte der 52.000 Karten ging an die beiden Finalteilnehmer ASC Monaco und FC Porto. „Eigentlich zu wenig“, sagt Stuart Dykes von der Schalker Faninitiative, „wenn Vereine wie Manchester United oder Real Madrid im Finale wären, hätte das Kontingent bei weitem nicht gereicht.“ Ob die Portugiesen, vor allem aber die von ihren Fans nicht gerade verwöhnten Monegassen ihr Kontingent voll ausschöpfen, war dabei noch nicht einmal klar.

Aber auch über Umwege war es nur schwer möglich, an Karten zu kommen. Nur 7.000 Finaltickets gingen in den freien Verkauf – im Losverfahren über die Website des Europäischen Fußballverbandes (Uefa). Das restliche Kontingent versandete irgendwo in den offiziellen Stellen: 10.000 Karten gingen an die „europäische Fußballfamilie“, bestehend aus den Offiziellen der Mitgliederverbände und den Werbepartnern, 1.700 Karten erhielten die „Freunde des Deutschen Fußballbundes“ (DFB). 5.000 Karten gehen an die Vertreter der Medien, an das lokale Organisationskomitee und an das Sicherheitspersonal. Die Stimmung ist gedämpft. Der vorläufige Höhepunkt einer stetigen Entwicklung.

„Die Champions-League steht für die Kommerzialisierung des Fußballs“, sagt Ronald Noack vom Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF), „die Kartenpolitik überrascht nicht.“ Eine Politik, die sich auch in den Eintrittspreisen niederschlägt. Die Karten der billigsten Kategorie kosten 60 Euro, der teuerste Platz kostet 160 Euro – ähnlich viel wie eine Stehplatzdauerkarte in der Bundesliga. Bei ebay gehen VIP-Tickets für über 1.300 Euro über die virtuelle Ladentheke. „Die Fans im Ruhrgebiet sparen ihr Geld lieber“, sagt Stuart Dykes.

Unter anderem für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Ein Teil der Spiele wird in Schalke und Dortmund stattfinden. Doch auch hier droht Ärger. Nur rund 5.000 Karten pro Spiel werden in den freien Verkauf gelangen. Immerhin sind die Preise vergleichsweise moderat. Die billigsten Tickets sollen für 35 Euro angeboten werden. Weit unter dem Champions-League-Kurs.

Wer in Gelsenkirchen und Umgebung wohnt, muss aber nicht völlig auf die europäische Stimmung verzichten. Die Schalker Faninitiative plant für heute Abend ein antirassistisches Straßenfest. Der Eintritt ist natürlich frei. Eventuell wird sich auch noch ein Fernseher finden lassen.