Love the Unterholz

Zur Love Parade wird der Tiergarten weiträumig mit einem zwei Meter hohen Zaun eingefriedet – im Kampf gegen Schwarzhändler, zum Schutz der Natur und damit auch wirklich nur die Liebe paradiert

von JAN ROSENKRANZ

Die Raver-Massen zu Loveparade werden zwar erst am nächsten Wochenende erwartet. Der Tiergarten wird aber bereits jetzt vergattert. Denn auch wenn die Paradenveranstalter längst nicht mehr mit einem Millionenpublikum rechnen, planen sie immer noch Großes: den wahrscheinlich längsten Bauzaun der Welt. Bis zum Freitag vor der großen Techno-Veranstaltung soll der innerstädtische Park an seiner äußeren Peripherie zwischen Brandenburger Tor und Ernst-Reuter-Platz mit handelsüblichen Bauzaunfeldern „eingefriedet“ sein. Unter Ausnutzung der natürlichen Grenzen wie Spree, Technischer Universität, Bundespräsidenten-Zaun und des Gatters ums Sowjetische Ehrenmal wird der Zaun noch immer die beachtliche Gesamtlänge von 4.600 Metern erreichen.

Jenseits dieses Rekordversuches soll der Zaun vor allem einen Sinn erfüllen: illegale Schwarzhändler von der Paradestrecke fern halten. Aber nicht nur das. „Der Schutz von Pflanzen und Tieren liegt uns sehr am Herzen“, beteuerte Ralf Regitz vom Love-Parade-Veranstalter Planetcom bei der gestrigen Geländebegehung. Die Gesamtkosten von 120.000 Euro für die Einzäunung zahle der Veranstalter daher aus eigenen Mitteln.

Rave-Besucher werden durch 50 Checkpoints schon bei der Ankunft auf offiziellen Wegen kanalisiert und so davon abgehalten, durch das Unterholz zu kriechen. Ein Weg, der in den vergangenen Jahren offenbar vor allem von illegalen Getränkehändlern eingeschlagen wurde. Schon allein darum möchte man sie nicht auf der Parade sehen. Noch mehr allerdings dürfte sich die Capital Catering GmbH an ihnen stören. Die Tochterfirma der Messe Berlin hat für viel Geld – wie viel, möchte man nicht verraten – die Lizenz zum Getränkeverkauf erworben und an Sub-Caterer weiterverkauft. Bierbecher (2,50 Euro plus 0,50 Euro Pfand) können so an jedem Stand zurückgegeben werden, erläutert Ralf Kleinhenz, Geschäftsführer der Capital Catering GmbH.

Auch der Bezirksstadtrat von Mitte, Dirk Lamprecht (CDU), geht davon aus, dass dank des Zaunes „die illegale Verbringung größerer Warenmengen in den Festbereich kaum mehr möglich sein wird“. Um ganz sicher zu gehen, werden im Auftrag des Bezirksamtes und unterstützt von der Polizei auch außerhalb der Umzäunung 24 Kontrollteams Jagd auf illegale Händler machen. Die 400 Love-Parade-Ordner an den 50 Checkpoints werden jedoch keine Taschenkontrollen vornehmen, sondern nur nach offensichtlicher Handelsware suchen, so Regitz.

Polizeisprecher Peter Daube ist noch aus ganz anderen Gründen angetan: „Ich hoffe, dass die Bewohner des Hansaviertels in diesem Jahr zum ersten Mal aufatmen können.“ Der Zaun verhindere auch die Verlagerung der Party in das Wohnviertel. Dort wird die Zufahrt ab Freitag nur noch Anwohnern erlaubt – aus gutem Grund. „Gerade auswärtige Besucher haben die Gegend gern als Parkraum genutzt und hier mittels lauter Autoradios die Party bis weit nach 23 Uhr verlängert.“ Trotz allem soll es aber auch auf der diesjährigen Love Parade viel Techno geben.