Abi wie im Ländle

Oberstufe wird schwäbischer: Niedersachsen engt Wahlmöglichkeiten ein, fünftes Prüfungsfach kommt

Hannover taz ■ Niedersachsens Gymnasiasten drohen schwäbische Verhältnisse. Ab dem Schuljahr 2005/2006 gibt es weniger Wahlmöglichkeiten bei den Kursen, außerdem wird per Zentralabi in einem fünften Fach geprüft. Von „Verbindlichkeit an Stelle von Beliebigkeit“ sprach Kultusminister Bernd Busemann (CDU). Er wolle „ein höchst anspruchsvolles Abitur“.

Zwar können die Schüler ihre Oberstufen-Fächer künftig weiter nach Schwerpunkten – so genannten Profilen – wählen. Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache müssen aber bis zum Abi beibehalten werden. „In vier Prüfungsfächern findet eine schriftliche Abiturprüfung mit landesweit einheitlichen Aufgabenstellungen statt“, erklärte Busemann. Zwei der drei Kernfächer sind dabei Pflicht, ein Fach werde mündlich geprüft. Niedersachsen und Baden-Württemberg seien die ersten Bundesländer, in denen ein fünftes Abiturfach eingeführt werde.

Neu ist ein „Seminarfach“, das auf die Uni vorbereiten soll. Dabei gehe es um Themen- oder Projektarbeit, sagte Busemann. Die Schüler sollten lernen, ihre Ergebnisse „angemessen zu präsentieren und zu verteidigen“.

Busemann plane eine „Rückkehr zur Oberstufe der 60er Jahre“, kritisierten unisono Grüne und GEW. Die „starke Normierung macht es der Oberstufe schwerer, der Vielfalt der Begabungen gerecht zu werden. Das wird zu einem Rückgang der Abiturquote führen“, sagte die grüne Fraktions-Vizin Ina Korter. Die Profilbildung fördere „nicht die Qualifikationen, die gefördert werden sollen“, betonte Henner Sauerland von der niedersächsischen GEW. Zusammen mit dem ebenfalls geplanten Abitur nach 12 Jahren werde das Gymnasium die Schüler in Zukunft „absolut überfordern“.

„Wir haben das Wahlsystem schon immer kritisiert“, sagte hingegen Guillermo Spreckels vom Philologenverband. Die Profilbildung werde zum Abbau des Nachwuchsmangels in den naturwissenschaftlichen Fächern beitragen. ksc