der sachverhalt

Festnahme mit Todesfolge

Am 11. Mai 2002 wurde der 31-jährige Stephan Neisius in der Wohnung seiner Mutter in Köln festgenommen. Eine Nachbarin hatte die Polizei wegen Ruhestörung gerufen. Zwölf Tage später war er tot. Nach Misshandlungen während seiner Festnahme, auf der Polizeiwache Eigelstein und nach einer unter Zwang durchgeführten Blutkontrolle im Krankenhaus war er in ein Koma gefallen, aus dem er nicht mehr erwachte. Ein Beamter und eine Beamtin hatten die Misshandlungen beobachtet und gegen sechs Kollegen ausgesagt. Eine Untersuchung des rechtsmedizinischen Instituts der Universität Heidelberg kam zu dem Schluss, dass „die polizeilichen Zwangsmaßnahmen mitursächlich“ für den Tod von Stefan Neisius sind. Nach dem Tod wurde der Leiter der Polizeiinspektion 1, zu der die Eigelsteinwache gehört, ausgetauscht. Der Neue, Polizeidirektor Udo Behrendes, äußerte sich in einem Interview mit der Zeitschrift Unbequem, herausgegeben von der „Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten“, zum Thema Polizei und Machtmissbrauch. „Ich behaupte, dass jeder Polizist, der auf der Straße arbeitet, bei selbstkritischer Betrachtung einräumen muss, dass er schon einmal überzogen hat.“

Die vom Dienst suspendierten sechs Beamten müssen sich seit dem 26. Juni vor dem Kölner Landgericht wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten. Ein Urteil wird für Ende Juli erwartet. WAHN