Russischer Exoberst Budanow wieder auf freiem Fuß

Der wegen Mordes an einer Tschetschenin verurteilte frühere Offizier wird vorzeitig aus der Haft entlassen

BERLIN taz ■ Der wegen Mordes an der 18-jährigen Tschetschenin Elsa Kungajewa zu zehn Jahren verurteilte Exoberst der russischen Armee, Juri Budanow, ist am Donnerstag vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Dies berichteten übereinstimmend die Nachrichtenagenturen Itar-Tass und Interfax.

Bereits am 24. Dezember 2008 hatte das Stadtgericht von Dimitrowgrad Budanows Freilassung verfügt. In einem letzten Versuch hatte der Anwalt der Familie der Toten, Stanislaw Markelow, Einspruch erhoben. Doch er konnte Budanows Freilassung lediglich um einige Tage hinauszögern. Am späten Donnerstagnachmittag teilte der Vorsitzende Richter der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti mit, das Gericht habe den Einspruch der Familie abgewiesen. Damit sei der Gerichtsentscheid einer vorzeitigen Haftentlassung von Budanow rechtskräftig.

Das Gericht hatte seine Entscheidung für eine Freilassung Budanows fünfzehn Monate vor Ablauf seiner zehnjährigen Haftstrafe damit begründet, dass dieser seine Tat bereut, sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt habe und seine Eltern zudem schwer erkrankt seien. Der 2003 mit dem Urteil zu Ende gegangene Prozess gegen Budanow hatte die russische Gesellschaft gespalten, stand doch erstmal ein russischer Offizier wegen eines Verbrechens im Tschetschenienkrieg vor Gericht. Als der Gouverneur von Uljanowsk und frühere Oberbefehlshaber der russischen Truppen in Tschetschenien, Wladimir Schamanow, 2004 ein Begnadigungsgesuch für Budanow eingereicht hatte, protestierten in Tschetschenien tausende Demonstranten gegen eine Begnadigung. Und Ramsan Kadyrow, damals noch Vizepremier Tschetscheniens, hatte gedroht, mit Budanow abzurechnen.

Der Vater der Ermordeten hatte sich im vergangenen Dezember „schockiert“ über die geplante Freilassung des Mörders seiner Tochter gezeigt. Es sei falsch, dass Budanow seine Tat bereut habe, so Visa Kungajew gegenüber swobodanews.ru. Auch Kadyrow hatte sich gegen die vorzeitige Freilassung ausgesprochen. Kurz nach Bekanntwerden des Urteils im Dezember hatten in Grosny über tausend Menschen gegen die Entscheidung demonstriert. BERNHARD CLASEN