Anschlag auf Schweizer Fernsehturm

Schwelbrand richtet großen Sachschaden an: Bekennerschreiben fordert Freiheit für Marco Camenisch. Der Ökoaktivist steht derzeit wegen Mordes in Zürich vor Gericht

BERLIN/ZÜRICH ap/taz ■ In der Schweiz ist ein Brandanschlag auf den Fernsehturm am Üetliberg verübt worden. Ein Bekennerschreiben weist auf Sympathisanten des Ökoaktivisten Marco Camenisch hin, der wegen Mordes angeklagt ist. Der Sachschaden geht nach Polizeiangaben in die Millionen. Menschen wurden nicht verletzt.

Die Täter warfen in der Nacht zu Dienstag einen Brandsatz in die Fernsehstation der Swisscom. Der entstehende Schwelbrand wurde erst am Morgen bemerkt. Nach Senderangaben wurde die terrestrische Verbreitung in drei Kantonen teilweise lahm gelegt. Die Swisscom will Strafanzeige erstatten. Wegen des Bekennerschreibens geht die Polizei von einem politischen Anschlag aus. Auf einem Graffito wird „Freiheit für Marco Camenisch“ gefordert.

Camenisch muss sich seit dem 10. Mai wegen Mordes vor dem Zürcher Geschworenengericht verantworten. Der Hauptvorwurf lautet auf Mord an einem Zöllner am 3. Dezember 1989 in Brusio. Camenisch erklärte sich zu Prozessbeginn als „nicht verantwortlich“ und verweigert seitdem jede Aussage. Doch Gutachter belasten ihn: Die am Tatort gefundenen Projektile sollen aus seiner Waffe stammen.

Camenisch ist seit den 70er-Jahren engagierter Ökoaktivist. 1980 wurde er erstmals wegen Sachbeschädigung an einem Strommast zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Dezember 1981 floh Camenisch mit fünf Mithäftlingen. Dabei wurde ein Wärter erschossen. Camenisch tauchte unter, bis er am 3. Dezember 1989 in Brusio am Grab seines Vaters gesehen worden sein soll. Kurz darauf wurde der Zöllner tot aufgefunden. 1991 wurde Camenisch in Italien verhaftet und 2002 an die Schweiz ausgeliefert, wo er eine Reststrafe von acht Jahren verbüßt. CA