Ulrike Draesner liest im Literaturhaus
: Die Lust und ihr Klon

In Zeiten der Reproduktionsmedizin dürfte man sich bald nur noch dunkel an den ursprünglichen Sinn von Liebe und Begehren erinnern. Sie werden zu antiquierten Gefühlen, die wir trotz ihrer sich abzeichnenden biologischen Nutzlosigkeit mitschleppen in die schöne neue Welt der unbegrenzten biotechnologischen Möglichkeiten. In Ulrike Draesners neuem Erzählband Hot Dogs haben die Figuren die schmale Schwelle, die uns von diesem Albmahr trennt, längst überschritten. Der Mensch wird zu seinem eigenen Zuchtobjekt und gibt doch nicht auf, sich seines Körpers zu versichern. Die verzweifelte Suche nach einer erkalteten Erinnerung an die Liebe verbindet die Protagonisten ebenso wie der zynische Pragmatismus, mit dem z.B. die flotte Gina den Samen ihrer wechselnden Liebhaber an ein Institut für künstliche Befruchtung verschachert. Nur wenig Trost in diese Welt bringt der Hund als bester Freund und erfolgreiches Zuchtergebnis des Menschen. Der Titel der Sammlung läst jedoch auch für ihn kein gutes Ende ahnen. JP

Di, 1.6., 20 Uhr, Literaturhaus