Besonnener Moderator

Kulturszene reagiert positiv auf Ernennung Bethges zum Nachfolger von Senatsdirektor Plagemann

Er gilt als kompetent, kompromissfähig und als besonnener Moderator: Durchweg positiv haben die Kulturschaffenden die Berufung Hans Heinrich Bethges, des derzeitigen Theater-Abteilungsleiters in der Kulturbehörde, zum Nachfolger von Senatsdirektor Volker Plagemann reagiert, der zum 1. Dezember dieses Jahres in den Ruhestand geht. Die Kulturdeputation hat am Mittwochabend dem Personalvorschlag der Findungskommission zugestimmt, sodass der Ernennung Bethges jetzt nichts mehr im Wege steht.

„Ich habe Herrn Bethge immer als gelassenen, kompetenten Verhandlungspartner erlebt, der bei der Suche nach Kompromissen half“, sagt Ulrike von Kieseritzky, die das Monsun Theater leitet. „Er ist jemand, der sich nicht nur als Anwalt des Mainstreams versteht, sondern sich explizit auch für kleine Projekte einsetzt, weil er weiß, dass sie eine wichtige Bereicherung sind“, sagt von Kieseritzky. „Ich habe mich in den fünf Jahren des Bestehens meines Theaters immer gern an ihn gewandt, und er hat stets konstruktive Vorschläge gemacht. Andererseits sagt er auch deutlich, wo die Grenzen seiner Möglichkeiten sind.“

Auch Dieter Seidel, Leiter des Theaters N.N., hat Bethge durchweg als fairen Verhandlungspartner erlebt: „Er hat uns beispielsweise in einer akuten Notsituation, in der wir kurz vor der Schließung standen, durch einen Zuschuss geholfen, weil er einfach wollte, dass dieses Off-Theater bestehen blieb“, berichtet Seidel und bezieht sich vor allem auf die mühsamen Anfangsjahre in der Harkortstraße, die großteils ohne Hilfe der Kulturbehörde überstanden werden mussten. „Er hat für unsere Belange immer ein offenes Ohr, besucht unsere Premieren und interessiert sich wirklich für das, was wir zu bieten haben.“

Als diplomatisch und kommunikationsfähig beurteilen die Theaterschaffenden Bethge – Charakteristika, die auch die Kunstszene, die er künftig mitbetreut, zu schätzen wissen wird: „Ich bin froh, dass rechtzeitig jemand gefunden wurde, der die Hamburger Szene kennt und wünsche mir, dass er für Kunst genauso offen sein wird wie für das Theater. Und ich bin erleichtert, dass die Kultursenatorin jemanden ausgewählt hat, der sein Fach liebt und sich dort bereits als kompetent erwiesen hat“, sagt Galeristin Renate Kammer über den Juristen, der vor gut zehn Jahren als persönlicher Referent von Kultursenatorin Christina Weiss begonnen hatte. „Ich sehe diese Ernennung positiv und bin sicher, dass sich Herr Bethge in die neuen Sparten schnell einarbeiten wird.“

Auch Kunstvereins-Leiter Yilmaz Dziewior hegt nicht die – auf den ersten Blick nahe liegende – Befürchtung, dass die Ernennung eines Theater-Fachmanns eine Richtungsentscheidung zuungunsten der bildenden Kunst bedeuten könnte: Zwar habe sich Volker Plagemann, der seit 2000 an der Hamburger Universität lehrt und bereits etliche Bücher über Hamburger Architekturdenkmäler edierte, besonders für die Kunst im öffentlichen Raum engagiert. Doch er traut Bethge die fachmännische Betreuung dieses Ressorts durchaus zu: „Es ist vor allem wichtig, dass der künftige Amtsleiter als Mittler zwischen Kulturbehörde und Institutionen fungiert; eventuell fehlende Sachkenntnis wird er sich schnell aneignen können.“ PETRA SCHELLEN