anke verpasst?
: Herrlich weiblich

Die taz verfolgt „Anke Late Night“ und lässt taz-Mitarbeiter die entscheidenden Fragen stellen. Heute fragt der stellv. Chefredakteur: Ist sie ein guter Chef?

Frauen moderieren unser Land. Anke Engelke ist eine Frau. Was liegt näher, als sie zur Chefin der deutschen Late Night zu machen? Das Ergebnis ist dementsprechend optimal: Es herrscht nicht die unangenehm-aggressive Stimmung früherer Late Night-Formate, in denen Mitarbeiter von einem männlichen Chef gnadenlos ausgebeutet, verhöhnt und weggeworfen wurden. Bei Engelke: flache Hierarchien, Mitverantwortung, kollegial-kuscheliger Umgang mit Gästen und Personal; speziell auch mit ihrem subalternen Lebensgefährten. Ein weiterer zivilisatorischer Fortschritt: Keine Lechz- und Hechel-Atmosphäre, nein, auch Frauen in weißen Fickstiefeln werden nicht darauf reduziert. Eigentlich stört nur der Mann, am Mittwoch ist das der Publizist Roger Willemsen, der mit bürgerlichem Wertegrinsen von Esel-Erektionen schwärmt und von einer Kuh berichtet, die von hinten penetriert worden sei. Chefin Engelke schimpft ihn freilich nicht aus, sondern moderiert ihn mit einem milden Lächeln nett ab. Das alles sollte man bedenken, bevor man kleinlich daran rummäkelt, dass die Sendung selbstverständlich (Qualität, Quote) zu nichts führt. PETER UNFRIED