Wohnen à la Second Hand

Neues Leben für alte Stückchen: Egal ob Parkettfußboden, Badewanne oder Heizkörper – die Bauteilbörse Bremen organisiert die Wiederverwendung gebrauchter Einrichtungsgegenstände und Baumaterialien aus Umbau- und Abrissobjekten

Der Kauf von Second-Hand-Artikeln ist längst Modern Style. Die Suche nach alten oder gar antiken Stücken, nach Abgefahrenem, und das Wühlen in Bergen von alten Klamotten, Büchern und Krimskrams auf dem Flohmarkt ist Kult. Seit Februar dieses Jahres steht den Bremern auf ihrer Jagd nach Schnäppchen ein weiteres Shopping-Paradies zur Verfügung – die Bauteilbörse.

„Bei meinen ständigen Besuchen auf den Baustellen ist mir immer aufgefallen, wieviel brauchbare Gegenstände wie Waschbecken, Türen oder Heizkörper auf dem Müll landen. Daraus entstand die Idee, ein Netzwerk aufzubauen, das die Wiederverwendung von Bauteilen ermöglicht“, erzählt Architektin und Projektleiterin Ute Dechantsreiter. So entstand aus dem 2001 geründeten Verein Alt-Bauteile Bremen e.V. ein kleines Unternehmen. Inzwischen ist das 400 Quadratmeter große Lager in der Obervielander Straße mit sämtlichen Einrichtungsobjekten und Raritäten aus Haus und Hof bestückt. Bevor man dorthin fährt, guckt man am schlausten ins Netz, denn unter www.bauteilboerse.de sind etwa 95 Prozent der Artikel auf Fotos zu sehen. Dazu liefert das Portal Details wie Maße oder Preis. „Wir sind gerade dabei, bis Ende des Jahres auch den Online-Kauf zu realisieren“, sagt Dechantsreiter.

Die Bauteilbörse richtet sich mit ihrer Wiederverwertungsidee vor allem an Abrissunternehmen und Handwerksbetriebe. „Wenn wir früh genug erfahren, dass irgendwo abgerissen wird, machen wir eine Bestandsaufnahme der brauchbaren Objekte und stellen die Fotos ins Netz, natürlich in Absprache mit dem Eigentümer.“ Wer wolle, könne gleich ab Baustelle kaufen, sagt Dechantsreiter. Die Teile werden von Fachleuten ausgebaut, auf Wunsch direkt nach Hause geliefert und wieder eingebaut. Das kann man natürlich auch selbst machen, wenn man kann. „Der Wiedereinbau muss für den Interessenten eine leichte Sache werden, damit das Bewusstsein für alte Bauteile geweckt wird“, sagt Dechantsreiter. Eine Garantie für das erworbene Stück gewährt die Börse übrigens nicht. Wenn sich aber gravierende Schäden finden oder der Einbau aus technischen Gründen scheitert, ist die Rückgabe kein Problem.

Die Kreativität der Mitarbeiter ist außerdem gefordert: Passt etwa ein Fester nicht in den Neubau, kann es immer noch das Gartenhäuschen schmücken: „So können wir gestalterisch eingreifen“, sagt Dechantsreiter.

Neben den Profis können auch Privatleute in der Bauteilbörse alte Waschbecken und Türen anbieten. Dann läuft die Vermittlung von Privat an Privat oder die Börse kauft die Artikel an. Die Lagerkosten sollen dabei gering gehalten werden, die bürokratische Abwicklung nicht überhand nehmen. Für die Einstellung ins Netz muss der Anbieter je nach Verkaufspreis für die ersten sechs Monate lediglich eine Gebühr zwischen 10 und 25 Euro zahlen. Wer auf der Suche nach seinem Objekte der Begierde fündig geworden ist, reserviert telefonisch. Wünsche kann man auf die selbe Weise anmelden.

Die Bauteilebörse rechnet sich gleich doppelt: für die Umwelt – weil weniger Müll entsteht – und für Alt-Dachziegel-BesitzerInnen, die sich so die Deponiekosten sparen können. Ingrid Seitz