die anderen über berlusconi, deutschland und europa:
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La Repubblica aus Rom: Für das „höhere Wohl Europas“ hat Kanzler Schröder so getan, als wäre mit der Entschuldigung der schwer wiegendste Zwischenfall in der Geschichte der deutsch-italienischen Beziehungen beendet. Und Berlusconi hat so getan, als würde er sich entschuldigen. Ein Telefonat zwischen Rom und Berlin wird aber nicht ausreichen, um den enormen politisch-institutionellen Schaden der „Ohrfeige von Straßburg“ zu reparieren. Italien beginnt die Präsidentschaft mit einem unauslöschlichen Handicap.

Der Londoner Guardian: Wer von uns könnte so einen Schurken verteidigen? Die Antwort ist: Niemand von uns kann es, und niemand von uns sollte es. Berlusconi hat ein Talent dafür, fast alles, was er anpackt – ob seine Fußballmannschaft, seine Fernsehsender, sein Land oder dessen internationale Allianzen – in Misskredit zu bringen. Seine Äußerungen waren haarsträubend und hätten ihm nie über die Lippen kommen dürfen. Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte Recht, eine Entschuldigung zu verlangen. Es war, als wäre (die englische Comedy-Figur) Basil Fawlty eingeladen worden, im Parlament eine Rede über die Freundschaft mit Deutschland zu halten.

The Times, ebenfalls aus London: Wird es Deutschland je gelingen, das negative Image abzuschütteln, das mit dem Holocaust und dem Dritten Reich verbunden ist? Das Problem beschränkt sich nicht auf die Generation Berlusconis. Nach einer gestern veröffentlichten Umfrage empfindet eine große Zahl von jungen Briten eine Abneigung gegenüber Deutschland, die auf den Zweiten Weltkrieg und die Nazivergangenheit zurückgeht. In den Niederlanden werden Autos mit deutschem Kennzeichen oft zerkratzt – wahrscheinlich von Teenagern, die drei Generationen nach dem Krieg geboren wurden. Wie kann Deutschland diese negativen Haltungen ändern? Nationale Selbstzweifel und Unsicherheit behindern jeden Versuch, ein tapferes, stolzes neues Deutschland zu präsentieren. Aber Tatsache ist, dass Deutschland eines der wenigen europäischen Länder ist, das sich offen, ehrlich und unablässig mit seiner kriegerischen Vergangenheit auseinandersetzt.

Jyllands-Posten aus Dänemark: Berlusconis abweisende Antwort war weder elegant noch geschmackvoll. Doch lag es vielleicht in der Absicht des deutschen Abgeordneten Martin Schulz, den leicht erregbaren Berlusconi zu provozieren? Die italienische EU-Ratspräsidentschaft ist von Beginn an aus dem Gleis. Sollte es so weit kommen? Vielleicht.