INTERNATIONALE INSTITUTIONEN: ERFOLGREICH DURCH ZUSAMMENARBEIT
: Lehren aus Bosnien und Kosovo

Ob man es will oder nicht, in Afghanistan, Irak und künftig vielleicht sogar Palästina werden künftig internationale Verwaltungen eingesetzt. Nach all den transatlantischen Auseinandersetzungen sucht man in Washington und Brüssel ja immerhin nach einem gemeinsamen Rahmen für solche Experimente. Doch wenn man die chaotische Diskussion darüber betrachtet, könnte man meinen, all die Erfahrungen, die mit solchen internationalen Administrationen schon bestehen, wären über Bord geworfen. Die politischen Empfindlichkeiten und ideologischen Rechtfertigungen verstellen den Blick auf pragmatische Lösungen.

Es darf nach den Erfahrungen auf dem Balkan beim Aufbau internationaler Verwaltungsstrukturen nämlich nicht darum gehen, auf den eigenen Machtanspruch zu pochen, wie es die USA leider noch tun. Wer aber in Europa meint, die Vereinten Nationen wären die alleinige und selig machende internationale Organisation zur Bewältigung aller Aufgaben, begibt sich ebenfalls in Gefahr, dogmatisch oder illusionär zu werden.

In Bosnien haben die UN während des Krieges bitter versagt, im Kosovo dagegen nicht. Indem das Büro des Hohen Repräsentanten in Bosnien nach dem Krieg versuchte, unterschiedliche Organisationen wie die UN, Nato, OSZE, das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, die EU, die einzelnen Geberländer, die Weltbank und regierungsunabhängige Organisationen zu koordinieren und politisch auf eine gemeinsame Strategie zu verpflichten, ging es einen Weg, der zukunftsweisend für künftige Fälle war.

Deshalb hat die UN-Mission im Kosovo unter ihrem letzten Chef, dem schon in Bosnien tätigen Michael Steiner, einige Erfahrungen übernehmen können. Dass man in beiden Fällen erst dann vorwärts kam, nachdem die Institutionen der internationalen Gemeinschaft begannen, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten und politisch an einem Strang zu ziehen, ist als Erfahrung wesentlich.

Jedes Land, ob Afghanistan oder der Irak, hat unterschiedliche Bedingungen, ein Modell Unmik Kosovo oder OHR Bosnien darf dem nicht abstrakt übergestülpt werden. Warum aber sollten internationale Verwaltungen in diesen Ländern beim Punkt null anfangen? Denn es gehört auch zu den Erfahrungen, dass Leerlauf, Korruption und Unzulänglichkeiten des Personals zu hohen Kosten führen, politische Konflikte im Hintergrund zu Katastrophen, wie die UN-Mission während des Krieges in Bosnien erfahren musste. Eine rationale, auf die Bedürfnisse der betroffenen Länder zugeschnittene, zivile Aktion der internationalen „Gemeinschaft“ kann aber durchaus erfolgreich sein.

ERICH RATHFELDER