Berlusconi sattelt drauf

Italiens Premier weiß nichts von seiner Entschuldigung für den KZ-Vergleich beim Telefonat mit Kanzler Schröder

ROM dpa/rtr/afp ■ Italiens Premierminister Silvio Berlusconi kann es nicht lassen: Er habe sich in dem Telefonat mit Bundeskanzler Gerhard Schröder am Donnerstag nicht dafür entschuldigt, dem SPD-Europaabgeordneten Martin Schulz eine Filmrolle als KZ-Aufseher angetragen zu haben, stellte Berlusconi gestern in Rom klar. Vielmehr habe er sich über Schulz beschwert, der ihn „beleidigt“ habe.

Die Forderung des Europaparlaments, er solle sich öffentlich entschuldigen, lehnte er nachdrücklich ab. Auch er habe im Europaparlament „schwere Angriffe“ erdulden müssen. „So benimmt man sich nicht gegenüber einem Regierungschef, der zu Gast ist“, sagte er. „Es tut mir Leid, aber die Empfindsamkeit ist keine Einbahnstraße.“ EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, der in Rom neben Berlusconi saß, äußerte sich nicht.

Berlusconi hatte am Mittwoch beim ersten Auftritt als EU-Ratspräsident im Europaparlament Schulz in Zusammenhang mit einem KZ-Aufseher gebracht und ihm eine entsprechende Filmrolle als „Kapo“ empfohlen. Schulz hatte zuvor Berlusconis Verwicklung in Strafverfahren und die italienische Innen- und Justizpolitik kritisiert.

Schröder hatte den Eklat nach dem Telefonat für erledigt erklärt. Berlusconi habe sein Bedauern über die Wortwahl ausgedrückt. Regierungssprecher Béla Anda sagte gestern, dies sei zu Recht als Entschuldigung verstanden worden. Ein Sprecher der Bundesregierung sagte, diese Aussage gelte auch nach Berlusconis neuen Äußerungen.

Das Europaparlament besteht hingegen nach Angaben des Sprechers von Parlamentspräsident Pat Cox auf einer förmlichen und „öffentlichen“ Entschuldigung. Sollte diese nicht erfolgen, drohe eine Krise der Institutionen.

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