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Kein Handball-Transfer war bislang promotionwirksamer als der von Jungnationalspieler Pascal Hens von Wallau-Massenheim zum HSV

aus Hamburg OKE GÖTTLICH

90.000 Euro für eine Vierjahres-Ration Pommes. Der HSV Handball lässt sich seinen Appetit was kosten.

Nicht genug, wenn es nach Wallau-Manager Bülent Aksen geht. Dieser beharrte bis zuletzt darauf, den talentierten Handballnationalspieler Pascal „Pommes“ Hens nicht für unter 125.000 Euro aus seinem laufenden Vertrag in der hessischen Provinz zu entlassen. Eine Summe, die über dem Jahresgehalt des Schlaks bei Wallau-Massenheim liegt. Näher wollten sich beide Parteien nicht kommen und setzten dafür die Zukunft des Handballers in der Nationalmannschaft aufs Spiel. Richtig quer liegt Hens die Kartoffelstange im Hals seitdem Wallau-Massenheim verkündete, ihn in der kommenden Saison auf die Tribüne zu setzen. Hens, der ab 2004 vom HSV unter Vertrag genommen worden ist, sollte in Wallau-Massenheim eine Saison die Position Zuschauer spielen. Eine Vorstellung, die sich so gar nicht mit den Vorhaben von Wolfgang Gütschow decken wollte. Der persönliche Manager des momentan am höchsten gehandelten Talents im Handball („Ein neuer Erhard Wunderlich“, so Handballlegende Vlado Stenzel) plant die Karriere nach klaren Vermarktungsvorgaben. Eine Stadt wie Hamburg ist für ihn und die 23-jährige Rückraumhoffnung interessant, weil Lemgo oder Kiel zwar sportlich interessante Angebote machten, aber keine ähnliche Medienvielfalt und Öffentlichkeitswirksamkeit wie Hamburg bieten konnten. „Pascal hat den schwersten Weg von allen gewählt. In Kiel ist vieles sicher, Hamburg bietet mehr Kontakte“, sagt Gütschow. Hens wolle in die Großstadt, was dieser bei seiner Präsentation in Hamburg schlicht mit „geile Stadt, geile Truppe, geile Halle“ umschreibt und Lemgo flapsig als Provinz bezeichnet.

Eine jungenhafte Euphorie, die den 23-Jährigen – verbunden mit einer eifrigen Karriereplanung – dazu veranlasst, die 35.000 Euro Differenz zwischen den Ablösevorstellungen der konkurrierenden Vereine selbst zu bezahlen. Finanziell wird es den Youngster kaum belasten, das Mannschaftsgefüge schon eher. Einen Stammplatz hat sich Pascal Hens aber nicht erkauft, stellt Trainer Bob Hanning klar: „Wir wollen Pascal nach seiner Verletzung langsam aufbauen und mit ihm eine neue Struktur beim HSV mit vielen deutschen Talenten aufbauen. An Thomas Knorr muss er erst mal vorbeikommen.“ Damit ist der Konkurrenzkampf auf der linken Rückraumposition eröffnet. Viel eher sieht HSV-Geschäftsführer Olaf Knüppel die Verpflichtung von Hens als weiteren Mosaikstein, um das „Projekt HSV Handball in Hamburg weiter zu etablieren“.

Schneller als geplant müssen die Verantwortlichen beim HSV neben diesem Projekt nun auch Pascal Hens in einer Stadt mit zahlreichen konkurrierenden Sportlern und Teams zu einem „gefragten Produkt machen“. Bislang, bestätigt Trainer Bob Hanning, ist das „wirtschaftliche Risiko“ dieser Verpflichtung „nicht abgesichert.“

Um dies zu gewährleisten, will HSV-Geschäftsführer Olaf Knüppel den Nationalspieler „individuell vermarkten und einen Medienpartner finden“. Projekte, die erst für 2004 geplant waren, aber für die Finanzierung des um die 250.000 Euro betragenden Gehaltes plötzlich notwendig sind. „Wir müssen uns jetzt verstärkt um neue Sponsoren bemühen“, sagt Knüppel. Dabei erhält Knüppel freundliche Unterstützung durch Wallau-Massenheim, wie Wolfgang Gütschow findet: „Eine bessere PR hätte uns Wallau mit der Drohung Pascal auf die Tribüne zu verbannen und dem Transferhickhack nicht machen können.“ Was passieren würde, wenn der HSV sich finanziell übernommen hat und keine weiteren Sponsoren findet? „Ein überragender Sportler hat nie ein Problem“, sagt Gütschow und: „Sie müssen mal sehen wie Pascal mit Anzug und Krawatte visuell ankommt. Er ist so ein Mensch mit Aura“, beschreibt der Manager. Sorgen sind nicht vermarktbar.