Liebe LeserInnen der taz hamburg,
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vor Ihnen liegt die erste Ausgabe der taz nord, die wir gemeinsam mit den KollegInnen der taz bremen produzieren. Sie ist das Ergebnis des monatelangen Konflikts zwischen den beiden norddeutschen Lokalredaktionen und der taz-Chefetage in Berlin, über den wir Sie mehrfach unterrichtet haben. Eine Stellungnahme von Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch lesen Sie auf Seite 24.

Auf täglich zwei bis drei lokalen Seiten erfahren Sie in der taz hamburg weiterhin alles Wissenswerte aus Politik und Kultur aus Hamburg. Dafür entfällt die letzte Seite „ende gut“. Die meisten der Kolumnen – wie lokalkoloratur, gut zu wissen oder Miethai & Co. – erhalten neue Plätze auf der zweiten Lokalseite. Der Querschnitt am Donnerstag enthält künftig das vollständige kulturelle Wochenprogramm und wird durch tägliche Rubriken mit den gewohnten „taz-typischen“ Veranstaltungen ergänzt.

Ohne die lokale Qualität zu beeinträchtigen, will die taz nord künftig die regionale Berichterstattung zwischen Flensburg und Göttingen intensivieren. Hinzu kommen deshalb pro Woche elf regionale Seiten mit Politik, Kultur und Sport aus den norddeutschen Bundesländern. In Zeiten, in denen Landesbanken fusionieren, eine Stadt wie Hamburg sich zunehmend im Ostseeraum engagiert und global agierende Reedereien Hafenstädte wie Hamburg, Lübeck, Bremen und Wilhelmshaven gegeneinander ausspielen, ist dieser Blick über den Tellerrand auf die größeren Zusammenhänge auch für Lokalteile unumgänglich.

Dafür hätten wir gern mit zusätzlichen Seiten den Umfang erweitert. Erhebliche Verluste im Anzeigengeschäft – von denen die taz ebenso betroffen ist wie alle anderen deutschen Tageszeitungen – lassen dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht zu. Deshalb sind bereits oder sollen noch in Bremen und Hamburg mehrere Stellen entfallen, eine Stellungnahme des Betriebsrats dazu lesen Sie unten.

SVEN-MICHAEL VEIT
(REDAKTIONSLEITER TAZ HH)

Liebe LeserInnen,

die Geschäftsführung versucht schon seit geraumer Zeit im Bundesteil, die Zusammenlegung der taz hamburg und taz bremen als ein neues, innovatives Produkt und erweitertes Angebot darzustellen. Dies ist es jedoch nicht. Dazu fehlt sowohl die personelle Ausstattung als auch der nötige Seitenumfang.

Die neue taz nord mit weniger täglichen Lokalseiten ist ein – wie uns die Geschäftsführung darlegte – reines Sparkonzept, wobei die publizistischen Auswirkungen in Hamburg als irrelevant betrachtet werden. Die Kritik und der Widerstand der Hamburger Belegschaft wurden in diesem ehemals basisdemokratischen Projekt abgebügelt.

Mit der Zusammenlegung war von Anfang an ein massiver Stellenabbau geplant. Zwei Stellen in Redaktion und Anzeigen-Akquise wurden abgebaut, eine dritte war monatelang eingefroren. Jetzt soll auch noch die Fotoredaktion mit zwei Mitarbeitern aufgelöst werden. Diesen weiteren Abbau versuchen Belegschaft und Betriebsrat zu verhindern. Klar ist, wenn die Entlassungen verhindert werden können, dass dies durch massive Lohneinbußen und erhebliche Mehrbelastung der KollegInnen kompensiert werden wird.

Mit großer Sorge blicken wir in die Zukunft. Die taz nord als Schmalspurausgabe hat unserer Ansicht nach keine Perspektive: Als publizistisch uninteressantes Produkt wird die Auflage sinken. Einahmenverluste werden dann – so ist unsere Erfahrung – für weiteren Stellenabbau herhalten und das Projekt taz hamburg weiter in den Abgrund führen.

Unsere Hoffnung liegt darin, dass die Mitglieder der Genossenschaft – aber auch die LeserInnen – nach den ersten Erfahrungen mit der taz nord uns helfen, diesen fatalen Kurs zu revidieren.

BETRIEBSRAT TAZ HH