California Dreamin’

Der Charme musikalischer Schmelztiegel überzeugt bei miesem Wetter an der Lesum: das Turtle Island Quartett

Es war schon eine spezielle Stimmung in dieser Nacht in Knoops Park, als das kalifornische Streichquartett „Turtle Island Quartett“ im Rahmen des neunten Festivals der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen „Sommer in Lesmona“ auftrat: Regen, Wind und Kälte hatten die ZuhörerInnen mitnichten vertrieben. So, wie sich die illustren Gäste mit ihren Picknickutensilien einschließlich fünfarmigen Kerzenleuchtern und zum Teil feinsten Antipasti für den Arienabend von Eva Mei eingedeckt hatten, so blieben sie auch sitzen für das „Notturno“ des ungewöhnlichen Quartettes.

„In Amerika“, so der gut gelaunte erste Geiger und Gründer des Quartettes David Balakrishnan, „würde niemand in dieser Witterung zuhören“. Aber wie wurde das Publikum belohnt! Für die 1985 gegründete Truppe gibt es weder ästhetische noch technische Grenzen. Das „Schildkröteninselquartett“, wie Balakrishnan sich und seine Musiker vorstellte, spielt unter dem Titel wie „The Art of the Groove“, Jazz, Rock, Klezmer, Musik von Leonard Bernstein und Thelonious Monk, eben alles. Und welch verfremdende Klänge man mit einer ausgefeilten Pizzicato-Kultur erreichen kann, zeigte auf so exemplarische wie witzige Weise der Cellist Mark Summers.

Gewiss ähnelt der Stil dem des nun schon legendären, 1973 gegründeten Kronos-Quartettes – solche multikulturellen Gruppen können nur in musikalischen Schmelztiegeln entstehen, wie Amerika einer ist – zeichnet sich aber doch durch einen ganz eigenen Stil aus. Und das ist eine unvergleichliche, nach innen gewandte Poesie: fast alle Stücke enden still und leise. Ihre enorm kommunikative und dabei sehr heitere Virtuosität müssen die vier Kalifornier nie laut zeigen.

Ute Schalz-Laurenze