Vortrag über „jüdische Machtkreise“

Schwarzweiß-Malerei in der Villa Ichon: Die Juden seien für alles verantwortlich, und Frieden sei mit ihnen nicht drin

taz ■ Theorien über jüdische Weltverschwörung und „jüdische Machtkreise, die nie aufgehört haben, kolonialistisch zu denken“ wurden am Freitagabend bei einem Vortrag in der Villa Ichon geäußert. Eingeladen hatten der Arbeitskreis Süd-Nord und der Arabische Kulturverein. Thema des Referenten Khaled al Massalmeh waren die israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen. Diese, so al Massalmeh, würden immer nur dann aufgenommen, wenn Israel in Bedrängnis sei, und seien dazu gedacht, „Zeit zu gewinnen und den Gegner daran zu hindern, etwas zu tun“. Deshalb seien „die Lösungsversuche immer Teil des Konflikts“.

Die rund 40 ZuhörerInnen widersprachen nicht. Auch nicht, als al Massalmeh an anderer Stelle behauptete, Juden seien die treibende Kraft hinter der Kolonialisierung Palästinas gewesen. Auch in den Zweiten Weltkrieg seien die „mächtigen Kreise“ verwickelt gewesen. Al Massalmeh: „Drei Tage nach dem Überfall auf Polen hat eine jüdische Organisation den Krieg gegen Deutschland erklärt.“

Auf den Vortrag aufmerksam gemacht hatte die seit zwei Jahren bestehende Antinationale Gruppe, die vor der Villa Ichon mit einem Transparent mit der Aufschrift „Solidarität mit Israel“ demonstrierte. Auf den verteilten Flugblättern heißt es: „Die Veranstalter bekunden – in schlechter Tradition der deutschen Linken – antizionistische Solidarität und hofieren den palästinensischen Vernichtungswahn, indem sie ihn zur verständlichen Notwehr umlügen.“

Detlev Quintern und Cornelius Hertz vom Arbeitskreis Süd-Nord wiesen diesen Vorwurf zurück, wollten inhaltlich aber auch keine Stellung beziehen.

Einen Dialog zwischen den beiden Gruppen gab es nicht: Den rund 15 Antinationalen wurde der Zugang zur Villa Ichon verwehrt. „Wir wollten aber auch nicht wirklich rein“, sagte Gunnar Rühlmann. „Uns geht es nicht darum, konstruktiv mit denen zu diskutieren oder die Veranstaltung zu stören, sondern darauf aufmerksam zu machen.“ Dabei versuchen sie nicht, das teilweise brutale Vorgehen der Israelis zu leugnen. „Das Leid ist ja real da“, so Rühlmann. Seine Gruppe wirft den Veranstaltern aber vor, das Thema einseitig zu behandeln und sich nur auf die Palästinenser als Opfer beziehen.

Tatsächlich werden in einer Textsammlung zu der noch bis 31. Juli laufenden Ausstellung „Wie fern ist Palästina?“ ausschließlich die getöteten Palästinenser aufgezählt, „davon 469 Kinder“. Eine differenzierte Betrachtung, die mehr als ein Schwarzweiß-Denken erkennen lässt, fehlt in dem so genannten „Info-Paket“.

Für die Antinationale Gruppe stehen die „Ausstellung und ihre Begleitveranstaltungen in direkter Kontinuität zu den antizionistischen Pali-Soli-Aufmärschen der letzten zwei Jahre“, wie es in ihrem Flugblatt heißt. Dabei sei behauptet worden, die Israelis benutzten den Holocaust, um ihre eigenen Verbrechen zu rechtfertigen. eib