montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Kürzlich lief ich mir einige Blasen von der Größe der Gedanken eines Peter Sloterdijk. Ich war auf der Suche nach einem verlorenen Stück Papier, einem Merkblatt, einem Notizzettel. Immer wieder umrundete ich unruhig meinen Schreibtisch, bis ich mit blutigen Zehen in einen Stuhl sank. Raum, Zeit und Wein umkreisten mich, da kam mir die rettende Idee: Ich vergaß einfach, wonach ich suchte, und vergaß dann, dass ich überhaupt etwas suchte, und zuletzt vergaß ich das Suchen an sich. Erschöpft fiel ich in einen traumlosen Schlaf. Schon 1968, als auch ich noch zu den Linken gehörte, schlief ich stets tief und fest und gerecht, während andere auf der Suche nach der Vergangenheit waren. „Der Schlaf ist der Bruder meines Hüters“, sagte schon Jane Joyce und verwies darauf, dass das Sandmännchen eine biblische Figur ist. „Mehr Schlaf“, möchte man da mit Goethes Worten der politischen Klasse zurufen. Auch und gerade den Politikern könnte heute der Schlaf als das beste aller Hilfsmittel hilfreich helfen.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.