Vorreiter im Meeresschutz

Deutschland meldet Natura-2000-Gebiete auf hoher See an EU. WWF angetan

Hamburg taz ■ Deutschland hat als erster Mitgliedstaat der EU seine Natura-2000-Gebietsvorschläge für die Nord- und Ostsee in Brüssel angemeldet. Wie Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) auf dem Naturschutztag in Potsdam sagte, werden in der Ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands (AWZ) zwei Gebiete nach der EU-Vogelschutzrichtlinie und acht Gebiete nach der Flora-Fauna-Habitat (FFH)- Richtlinie ausgewiesen. Insgesamt soll knapp ein Drittel der AWZ unter Schutz gestellt werden. „Dies ist ein Grund zum Feiern für alle, denen der Schutz des Meeres am Herzen liegt“, sagte Uwe Johannsen vom WWF.

Die Vogelschutzgebiete kommen störungsempfindlichen Vögeln wie Seetauchern auf der Nordsee und Eisenten auf der Ostsee zugute. Sie sind durch die Meldung an Brüssel unmittelbar rechtskräftig geworden. Die FFH-Gebiete schützen seltene Tiere wie den Schweinswal sowie Unterwasser-Lebensräume wie Sandbänke und Riffe. Sie müssen von der EU-Kommission erst noch in das Schutzgebietsnetz Natura 2000 eingefügt werden.

Aus dem Schutzstatus folgt ein Verschlechterungsverbot. Zudem dürfen die Tiere, Pflanzen und Lebensräume, die den Schutzstatus bedingen, durch neue Projekte nicht wesentlich beeinträchtigt werden.

„Das ist der Punkt, wo jetzt die Diskussion beginnt“, sagt Johannsen. Denn die Interessen des Naturschutzes konkurrieren weiterhin mit den Ansprüchen der Schleppnetzfischerei, des Sand- und Kiesabbaus sowie der Öl- und Gasförderung. Lediglich für die Offshore-Windenergie sei bereits eine elegante Lösung gefunden worden: Sie wird in Natura-2000-Gebieten nicht gefördert. gernot knödler