verkauf der stadtgüter
: Bauernhof Berlin nicht ökologisch

Wir erinnern uns: Berlin ist der größte Bauer der Republik. Zwar sollen die Dümmsten unter ihnen angeblich die dicksten Kartoffeln ernten, doch weiß ja mittlerweile jedes Kind, dass dicke Kartoffeln voller Nitrate und Pestizide sind. Doch nun der Reihe nach: Berlin besitzt noch aus der guten alten Zeit, als die Stadtväter sich um den städtischen Hunger nach Milch und Butter sorgten, acht Stadtgüter im Umland. Dort wurde zwar bislang nur herkömmlich gewirtschaftet. Denn der Senat wollte kein weiteres Geld in marode Kuhställe stecken, die ohnehin schon lange auf der To-do-Liste der Privatisierer stehen. Schön und gut. Eine Hauptstadt muss tatsächlich nicht auch noch oberster Agronom des Landes sein.

KOMMENTAR VONADRIENNE WOLTERSDORF

Nun hatten die Grünen eine lobenswerte Idee: Wenn schon verkaufen, dann nur mit der Auflage zu ökologischer Bewirtschaftung. Das macht Sinn! Schließlich boomt in Berlin das gesunde Leben. BerlinerInnen sind bereit, für gute Ernährung gutes Geld zu zahlen. Und ökologisch wird es ohnehin erst, wenn der Bioapfel nicht aus Chile einfliegt. Was also läge näher, als sich ökologisch und fortschrittlich zu positionieren? Genau dies aber hat der Senat nun beim zweiten Anlauf zum Verkauf zu einer windelweichen „Option“ herunterdefiniert. Natürlich mit dem oft gehörten Leider-leider-Argument: Mit Auflagen nicht verkäuflich!

Dass aber ein Verkauf bislang eher an der haarsträubenden Verkaufsstrategie scheiterte, dass sich nämlich die Stadtgüter bitte schön selbst verkaufen sollten, diese Erkenntnis führt nicht zu Korrekturen. Immerhin ist der Senat zu der Einsicht gekommen, dass sich die einzelnen Güter leichter verkaufen lassen als das Gesamtpaket. Die Art und Weise, wie er hier zukunftsfähige Gestaltungsmöglichkeiten vermasselt, ist jedenfalls dümmer als die dickste Kartoffel.