Schneller gebären ohne Abi

Eine Studie der Uni Bremen hat herausgefunden, dass gebildete Frauen eine längere Eröffnungsphase brauchen. Aber: Kurze Geburt ist noch keine gute Geburt

Frauen ohne Abitur gebären schneller. Das ergab eine Untersuchung von 932 Geburten in Hessen. Die Hebamme, Krankenschwester und Diplom-Psychologin Mechthild Groß hat sie für ihre Doktorarbeit an der Universität Bremen ausgewertet. Besonders die Eröffnungsphase der Geburt dauere demnach bei gebildeteren Frauen länger. Außerdem nehmen sie im Vergleich öfter die Hilfe einer Hebamme in Anspruch. Frauen ohne Abi gingen „mit weniger überlegten Plänen an die Geburt“. Wer einen Geburtsvorbereitungskurs belegt habe, könne die Phasen der Geburt selbst besser einschätzen und hole daher ebenfalls später Hilfe.

Groß, die inzwischen in der Frauenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover arbeitet, will die Einschätzung von Medizinern relativieren, dass nur eine schnelle Geburt eine gute Geburt sei. Viele Mütter, hat sie festgestellt, verlieren während der Geburt das Zeitgefühl oder erleben Zeitabläufe ganz anders als die Mediziner. Der Titel ihrer Doktorarbeit, „Gebären als Prozess“, ist Programm: Eine Geburt nur im Bezug auf ihr Ergebnis zu sehen – Motto: Mutter und Kind gesund, alles paletti – ist zu wenig. Vielmehr verdient die „Dynamik des Gebärens“ Aufmerksamkeit. Die befragten Mütter haben dafür das Bild von der Geburt als Reise gefunden. ABE