berliner szenen Hausparty

Los, du Licht, flitz

Tasthell, nachtblau schimmert’s noch durch die Fenster. Samstag Abend. Der Alex leuchtet seine Dame. Am Horizont schwebt ein Flugzeug schon tief in Richtung Schönefeld. Am Ohr dreht Tom Jenkinson. Fingerflattern. Angst vorm Rausgehen. Dem richtigen Großen. Trockne Kehle, Durst. Meine Beine fahren mit dem Aufzug runter zum Imbiss. Da singt King Michael „Thriller“. Rasanter Filmwechsel. Zwei essen Döner. Jarek und Janus aus Warschau, Warsaw im Orginal. Grinsen wie frische Atompilze, sprechen süßes Polenglisch. Wollen ihren Wodka teilen, aus reiner Freude über diesen Abend in dieser Stadt. Der kalte Klare brennt tief hinten. Laden ein in ihre Stadt, die beiden. Auch lustig da und sowieso um die Ecke und ja jetzt Europäische Union. Stolz krabbelt hervor unter Janus orangefarbenem T-Shirt, auf dem steht: „State Prison“. Biegt sich sofort zum Guten, die Laune. Gehen wir erst mal zu mir. Heißt, wir schweben mit dem Aufzug nach oben. Schauen auf den Alex. Werfen Laserpunkte in den Himmel. Trinken Wodka aus der Flasche. Janus entdeckt Helmut Geier im Fernsehen. DJ Hell, International DJ Gigolo. Schicker Insider bei den Nachbarn. Packt sein Set aus. Aber nicht jetzt, früher. Genauer: Im alten WMF, noch ganz in Rot, die Love Parade vor zwei Jahren. Für immer, gebrannt in DVD-Rillen. Groovt sich ein, der alte Höllensohn, wackelt wie ein Bunny. Jarek erzählt von einem Gigolo-Records-Slip, bestellt für unverschämt viel Kohle bei einem Mailorder. Verschenkt an die falsche Person. Darauf trinken wir. Nette Party ist da am Laufen. Die Lichtpunkte mutieren zu grellen Flitzern. Hell brodelt die Menge im verdampften Raum. Knallt den Kopf zu Tainted Love aufs schwarze Vinyl. Seh schon Blut spritzen, obwohl da keins ist. Bald tanzen wir. HENNING KOBER