Gericht sichert neuen Elbdeich

Klage von besorgten Bewohnern des Alten Landes abgewiesen. Ausgleichsmaßnahme für Airbus-Werkserweiterung im Mühlenberger Loch kann realisiert werden

STADE taz ■ Der neue Deich auf der Elbinsel Hahnöfersand gefährdet nicht den Hochwasserschutz im Alten Land. Das hat das Verwaltungsgericht Stade in einem gestern verkündeten Urteil festgestellt. Die Richter wiesen die Klagen von zwei Verbänden und zwei Bürgern gegen die Rückverlegung der Deichlinie ab. Damit können die Arbeiten auf der Insel zur Schaffung eines Süßwasserwatts weitergehen. Dieses soll die teilweise Zuschüttung der Elbbucht Mühlenberger Loch im Zuge der Hamburger Airbus-Erweiterung ausgleichen.

Die Elbbucht bietet den seltenen Lebensraum eines Süßwasserwatts und ist eine Drehscheibe des Vogelzugs. Sie gilt im Sinne der internationalen Ramsar-Konvention sowie der EU-Vogelschutz- und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als schützenswert. Trotzdem wurde ein Fünftel davon zugeschüttet, um eine Erweiterungsfläche für das Airbus-Werk zu schaffen. 2006 sollen dort die ersten Riesenjets A380 ausgeliefert werden.

Die Kläger in Stade gaben der Sorge Ausdruck, der neue Deich könnte im Fall einer Sturmflut das Risiko für die Menschen im Alten Land erhöhen: Die neue Deichlinie ist länger und weist überdies eine Bucht auf. Die Anwälte der Stadt Hamburg argumentierten, der neue Deich sei sicherer als der alte.

Das Verwaltungsgericht berief sich auf Gutachten von Sachverständigen, die zusätzliche Risiken bei der Deichsicherheit an der Unterelbe verneinten. Die Schaffung eines Süßwasserwatts auf Hahnöfersand verstoße auch nicht gegen naturschutzrechtliche Vorschriften. Vielmehr sei eine Aufwertung der Naturschutzflächen zu erwarten. Die Sorge von Obstbauern vor Fraßschäden durch neu ansiedelnde Vögel sei unbegründet.

Kurz vor Prozessbeginn hatten die Gemeinde Jork und sechs betroffene Bürger ihre Klagen gegen den neuen Deich auf Hahnöfersand zurückgezogen. Nach Auskunft der Realisierungsgesellschaft, die im Auftrag Hamburgs die Werkserweiterung besorgt, ist der neue Deich auf der Westseite fast fertig und auf der Ostseite noch im Bau. Die Arbeiten sollen bis Mitte 2004 abgeschlossen sein.

GERNOT KNÖDLER