Vortrag mit Folgen

Villa Ichon verurteilt antisemitische Äußerungen und droht mit Schließung der Palästina-Ausstellung

taz ■ Der Freundeskreis der Villa Ichon hat gestern die Veranstalter der Palästina-Ausstellung in der Villa schriftlich dazu aufgefordert, Konsequenzen aus dem von antisemitischer Polemik geprägten Vortrag am Freitagabend zu ziehen (die taz berichtete). In einem Brief an Cornelius Hertz vom Arbeitskreis Süd-Nord heißt es: „Wir sind nicht bereit, diesen Nahost-Konflikt mit all seinen Schuldzuweisungen und Hasstiraden hier im Hause fortsetzen zu lassen.“ Sollte sich der Vorfall wiederholen, würde die noch bis zum 31. Juli laufende Ausstellung geschlossen.

Wie berichtet hatte der Referent Khaled al Massalmeh „jüdischen Machtkreisen“ die Schuld an der Kolonialisierung Palästinas und die Mitverantwortung für den Zweiten Weltkrieg gegeben: „Drei Tage nach dem Überfall auf Polen hat eine jüdische Organisation den Krieg gegen Deutschland erklärt.“ Gegen solche Äußerungen müsse man „ganz scharf vorgehen“, sagte Klaus Hübotter vom Vorstand der Villa Ichon. Er betonte, dass das Haus seit langem ein Refugium der deutsch-israelischen Gesellschaft ist und Antisemitismus dort kein Zuhause habe. Er habe nicht geahnt, dass so etwas passieren würde, sagte Richard Modemann, der die Räume für die Fotoausstellung vermietet hatte. „Die Ausstellung klang interessant – da war ich etwas blauäugig.“ Markus Saxinger von der Flüchtlingskarawane – Unterstützer der Ausstellung – distanzierte sich von dem Vortrag. „Ich war geschockt“, sagte er. Der Referent habe die Problematik undifferenziert und einseitig dargestellt. Zwar müsse man auch die palästinensische Seite sehen, aber das sei dem Referenten nicht gelungen. „Er hat außen vor gelassen, dass Juden in Europa unterdrückt und ermordet wurden.“ Die Veranstalter hatten bis Redaktionsschluss keine Stellung bezogen. eib