■ Reaktionen auf Kommentare und Berichterstattung zum Christopher Street Day
: Szene, tanz auf

betr.: „Ein CSD zum Abgewöhnen“, Kommentar von Waltraud Schwab, „Das ist alles ganz normal“, taz vom 30. 6. 03, „Lang lebe der Homokarneval“, Kommentar von Jan Feddersen, taz vom 1. 7. 03

Natürlich habt ihr Recht: Der kommerzielle CSD war zum Abgewöhnen, aber ich war doch etwas erschüttert darüber, dass ihr die Demonstration zum transgenialen CSD in Kreuzberg mit anschließendem Straßenfest mit keinem Wort erwähnt habt! Das hätte ich eigentlich von euch erwartet … und lieber gelesen als eine genaue Beschreibung von Wowis Aktivitäten an diesem Tag, wie es die anderen Zeitungen auch gemacht haben …

Euer Foto zeigt nicht „Wowi mit typischen Demonstranten“, sondern „Wowi mit der diesjährigen CSD-Hoheit Antonio Caputo“ und das ist schon erwähnenswert, weil es bisher einmalig ist, dass ein Drag King diese Rolle ausfüllt. KERSTIN FLORKIW

So normal wie möglich will Jan Feddersen es haben und vergreift sich nicht nur im Ton. Was hat Waltraud Schwabs Beobachtung mit Verlogenheit zu tun, wenn nicht nur sie den Karnevalismus des CSD zunehmend öder als lustig findet? Es mag ja sein, dass Jan Feddersen einst in der antipatriarchalischen Homobewegung nicht auf seine bürgerlichen Kosten gekommen ist wie jetzt und nun glaubt, alle müssten darüber so beglückt sein wie er. Dem ist aber nicht so.

Dass viele sich durch die Dauerbombardierung des Markenumzugs belästigt fühlen, mag ihm bei der Sponsorpflege ungelegen erscheinen, gibt ihm aber nicht das Recht, uns seine Art von Homokarneval als das Nonplusultra feilzubieten. Das zwanghaft Politische beim CSD ist ebenso unangebracht (auch in Kreuzberg!) wie der Ausverkauf des Amüsements an die Meistbietenden. Ich finde Waltraud Schwabs Drei-Punkte-Plan zur Rettung des CSD gegen seine Verdumpfung die Perspektive, um die es gehen müsste! Szene, tanz auf! HALINA BENDKOWSKI